Oktober 2020

Nicht viel Neues können wir von der Situation unseres Freundes Andreas berichten. Nach wie vor ist er im Knast, ein zweiter Termin zur Prüfung der Haftfähig-keit ist negativ entschieden worden. Die italienische Justiz hält Andreas also trotz Krebs im fortgeschrit-tenen Stadion weiterhin für haftfähig, eine Verlegung in den Hausarrest wurde Ende September zum zwei-ten Mal abgelehnt. Nichtsdestotrotz will und kann der Knast in Neapel Andreas nicht weiter betreuen, schon der medizinische Mindeststandard wird nicht erfüllt, wie beispielsweise hygienische Bedingungen oder regelmäßige Untersuchungen durch qualifizierte Ärzt_innen. Wiederholt wurde nun eine Verlegung in ein Krankenhaus in Aussicht gestellt, passiert ist nach wie vor nichts.Jedes Monat benötigt Andreas ca. 500€ für Medika-mente, die ausschließlich über Spenden reinkommen. Danke an alle, die sich hier beteiligen und ein drin-gender Aufruf an alle, weiterhin Geld für Andreas zu sammeln (hier gehts zur Kontonummer).Andreas kann schon seit einiger Zeit wegen seines Gesundheitszustands nur mehr Babynahrung wie Brei udgl zu sich nehmen. Aus Berlin hat ihm seine Frau Jutta ein Fresspaket im Wert von über 150€ zu-sammengestellt, dies wurde vom Knast nicht ange-nommen und ist bis dato verschollen. Seit Ende Sep-tember verweigert nun die Knastleitung zumindest nicht mehr die Beschaffung von adäquater Nahrung für Andreas, er bekommt also endlich auf Kosten der Justiz zumindest wieder Lebensmittel, die er es-sen darf. Erfreulicherweise hat er dadurch etwas an Gewicht zugenommen.Seit letzter Woche ist nun wieder ein neuer Arzt für die Gefangenen zuständig, der sich weigert Andreas zu behandeln, weswegen er seit diesem Zeitpunkt vollständig ohne medizinische Betreuung ist. Denn Andreas geht mithilfe seines Anwalts nun rechtlich gegen das Gefängnis vor und es gibt mehrere Anzei-gen wegen Vernachlässigung.Solidarität scheint im Knast in Neapel ein ziem-liches Fremdwort zu sein, immer wieder wird Andreas von Mitgefangenen beklaut, Schuhe, Klei-dung, Nahrung… werden ihm zum Teil direkt aus der Zelle gestohlen, wenn er auf der Krankenstation ist. Weiters hat Andreas nicht die notwendige Ruhe, die er bräuchte, nur sehr wenige nehmen Rücksicht auf seine Situation.Wir fürchten schon seit langem um das Leben von Andreas. Schreibt ihm, schickt ihm Postkarten, Zei-tungen, Bücher, Zeitschriften über Motorräder, Japan, Kampfsport usw. Es kommt im Regelfall alles durch, es gibt keine Postkontrolle. Einzig und allein Lebens-mittel sind (manchmal) verboten, das ist sehr willkür-lich. Wenn ihr nicht abgestempelte italienische Brief-marken habt: Auch diese braucht Andreas dringend. Hier gehts zur Postadresse.Wäre das alles nicht schon furchtbar genug, gibt es nun eine weitere tragische Tatsache, die uns nicht schlafen lässt: Vor einigen Wochen wurden vier Jus-tizwachebeamte in den Knast von Andreas versetzt, die ihn aus St. Maria kennen. Das ist der Ort, wo der Vorfall mit Andreas früheren Chef passiert ist, der ihn angegriffen hat und gegen den sich Andreas weh-ren musste. Aus Rache bedrohen diese vier Schließer Andreas und verprügeln ihn regelmäßig. Sie drohen auch ihn umzubringen und seine Wunden am Kopf sind heftig entzunden, da er auch diesbezüglich nicht versorgt wird.Morgen beginnt die Revisionsverhandlung – ziem-lich sicher in Abwesenheit von Andreas, da er nicht verhandlungsfähig ist. Dennoch tragen wir ein klein wenig Hoffnung im Herzen, dass das Berufungsge-richt den 24 Jahre, die Andreas in der ersten Instanz aufgrund einer Notwehrhandlung (!) bekommen hat, nicht folgt. Wir wünschen uns sehr, dass Andreas seine letzten Monate außerhalb der Gitterstäbe verbringen kann.Andreas lässt alle herzlich grüßen und sagt unzählige Male DANKE für jede Form der Unterstützung.Freiheit für Andreas! Freiheit für alle Gefangenen!

Wien, 6.10.2020

 

Gefunden bei ABC-Wien