31. Dezmber 2018

[Italien] Infos zur aktuellen Situation von Andreas Krebs aus einem Knast in Neapel (Dezember 2018)

(Quelle:  ABC Wien)

Wir wollen hier ein paar Informationen über unseren Freund und Gefangenen Andreas Krebs weitergeben. Andreas ist zurzeit in Neapel (Italien) inhaftiert. Der Prozess gegen ihn läuft bereits seit Mai 2018. Andreas gesundheitlicher Zustand ist nach wie vor schlecht! Außerdem wurde Andreas vor kurzem der Paragraph 41 bis (verschärfte Isolation) von der italienischen Justiz aufgebrummt. Argumentiert haben das die Behörden mit Andreas „Zugehörigkeit zur linksextremen Szene“. Wir wollen an dieser Stelle noch auf einen Brief von Andreas verweisen, der in der letzten Ausgabe der Gefangenen Info Nr. 420 veröffentlicht wurde. Den Brief könnt ihr hier nachlesen!

Bevor wir Andreas selbst zu Wort kommen lassen, hier noch einige Informationen dazu, wer Andreas ist, für diejenigen denen sein Fall noch nicht bekannt ist. Andreas war jahrelang in den Fängen der deutschen Justiz und saß insgesamt über 16 Jahre im Knast. Er ist ein rebellischer Gefangener, baute hinter Gittern die Gefangenengewerkschaft mit auf, führte diverse Hungerstreiks gegen die Knastbedingungen und beteiligte sich auch an einem Solidaritätshungerstreik für die Gefangenen in Griechenland. Bis heute veröffentlicht er immer wieder knastfeindliche Texte, in denen er den Alltag in Gefangenschaft beschreibt. Eine Weile nach seiner Entlassung (Herbst 2014) lernte er seine jetzige Frau kennen. Beide entschieden sich einen ruhigen Lebensabend im Süden Italiens verbringen zu wollen. Ende Dezember 2016 kam es zu einer Auseinandersetzung mit seinem damaligen Arbeitgeber, wobei dieser 3 Tage später im Krankenhaus verstarb und anschließend eine Hetzjagd auf Andreas und seine Frau begann. Via Facebook bekam seine Frau Morddrohungen, während er im Gefängnis Santa Maria Capua Vetere von den Familienmitgliedern des Verstorbenen, die noch immer in dem Knast arbeiten, misshandelt und gefoltert wurde. Da das Überwachungsvideo Andreas‘ Aussage bestätigte, sich verteidigt haben zu müssen, kam er in den Hausarrest. Dort waren sie ständigen „Besuchen“ der Polizei und dem Hass aus Teilen der Bevölkerung ausgesetzt. „Mit einem Lynchmob war zu rechnen.“ (https://de.indymedia.org/node/13887 – Text der Rigaer 94) Sie mussten fliehen und kamen zurück nach Deutschland, wo er nicht mal ein halbes Jahr später aufgrund eines europäischen Haftbefehls aus Italien mit Hilfe des MEKs wieder festgenommen wurde.

Das war im September 2017. Bis Dezember 2017 war Andreas in der JVA Volkstedt inhaftiert, von wo aus er dann völlig unerwartet unter Beteiligung eines vermummten SEKs in die JVA Burg verlegt wurde. Andreas berichtete immer wieder in Briefen von den untragbaren Bedingungen in den Knästen Volkstädt und Burg. Im April 2018 wurde Andreas schließlich, wieder vollkommen überstürzt nach Berlin Moabit in Auslieferungshaft überstellt, um schließlich im Mai 2018 nach Italien ausgeliefert zu werden. Andreas befindet sich seitdem im Secondigliano, einem der wichtigsten Hochsicherheitsgefängnisse Neapels. Dort wird seit 30. Mai 2018 ein Prozess gegen ihn geführt. Andreas war vor der Auslieferung körperlich und psychisch sichtbar gezeichnet durch die Haft-Bedingungen in den Knästen Volkstedt, Burg und zuletzt in Berlin-Moabit. So wurde Andreas’ kritischer Gesundheitszustand systematisch ignoriert und verleumdet. Medikamente sowie klinische Untersuchungen und Operationen wurden ihm verweigert. Zusätzlich waren die Knast-Bedingungen bei Andreas verschärft, durch eine hohe Sicherheitsstufe und durch das polizeistaatliche Konstrukt der angeblichen Kontakte zu ehemaligen RAF-Mitgliedern. In Italien hat sich Andreas Gesundheitszustand keineswegs verbessert. Andreas hat in der letzten Zeit immer wieder von der gewalttätigen Realität im Secondigliano, der Willkür durch die Wärter und den allgemeinen Rassismus berichtet. Im November 2018 fanden einige Prozesstage statt an denen auch Andreas Frau vor Ort war. Im Gerichtssaal versuchten die Verwandten von Andreas ehemaligen Arbeitgeber auf seine Frau loszugehen.

Wir haben hier in Absprache mit Andreas einige Infos zu seiner Situation aus den Briefen der letzten Zeit zusammengefasst.

„[…] Teilweise ist das Anstaltsessen nur ungenießbar ohne Zusatznährwerte wie etwa Vitamine oder Ballaststoffe. Die Gefangenen können selber kochen mittels Lebensmittel durch die wöchentlichen Besucher, die Aufschnitt und vorgekochtes Fleisch vorbeibringen können, bis 20 Kilo im Monat. Gekocht wird mittels eines 130 Gr. Campingkochers, wobei man sich alles, auch Topf und Pfanne, selber kaufen muss. Mit einer Grundausstattung ist man locker bei 100€. Dann noch Espressomaschine und so weiter, summiert sich das total. Sogar ein Kamillentee kostet mit 25 Beutel (keine Marke) drei Euro. Alles darf man auch nicht von den Angehörigen bringen lassen. Schlimm an der Sache ist, dass alles an Geschirr aus Plastik ist und man sich selber kaufen muss. Es gibt kein Toilettenpapier, aber dafür ein Bidet. Das Waschbecken ist sehr klein und man muss seine Töpfe und Tupperboxen von den Angehörigen (heißes Wasser existiert) im Bidet, wo man vorher seinen Arsch gewaschen hat, dh seine Sachen ebenfalls darin abspülen. Ich glaube, man kann das noch so sauber schrubben, Bakterien bzw. Skorbut lässt dennoch grüßen! Vor drei Tagen war es dann soweit, dass ich kaum noch laufen konnte, nur noch mit Krücken und vor der Zelle ist ein Rollstuhl für längere Wege. Ich befinde mich auf eigenen Wunsch im Zugang mit einer Person meiner Wahl in einer Zwei-Mann-Zelle. Im Zugang ist 23 Stunden und 40 Minuten Einschluss, der Rest an 20 Minuten beschränkt sich auf maximal 20 Minuten duschen. In einer normalen Station ist man mit 4 – 5 Mann in einer Zelle und es ist von früh 8 Uhr bis Abends 20 Uhr offen. Aber das sind alles Nazis, und ich sah selbst, wie sie einen Afrikaner schlugen, ohne dass Beamte eingegriffen haben, sondern den Typen auf den Zugang alleine legten. Der hat niemanden was getan oder verraten. Jeder zweite hat eine Stichwaffe im Arsch und es wird täglich gedroht mit dem Leben! Strafen werden verteilt, was ich noch nie so erlebt habe. Jeder spielt sich auf und wirft mit dem Clan Camorra oder der Mafia aus Sizilien um sich. Zum Besuch gehen die Leute so aufgebrezelt, komplett mit Armani, als wären sie auf einer Modenschau oder was auch immer sie glauben zu sein. Außen hui und innen pfui! Aber die Leute (Gefangenen) sind wirklich schlimm, und es kommt auch vor, dass sie sich gegenseitig mit ihrer Stichwaffe verletzen. Linke wie ich dürfen sich am Besten nicht outen, auch die, und gerade die Ausländer, werden einfach nicht auf den Stationen gewollt. Dafür werde ich nicht mehr von den Beamten misshandelt. Nach der Veröffentlichung in Deutschland und durch die Anfrage der deutschen Staatsanwaltschaft ist man mega-höflich zu mir, bis auf den Anfang wo zwei Vorfälle in kürzester Zeit gewesen sind. Die Gesundheitsfürsorge ist unter aller Kanone! Im Behandlungsraum wird geraucht und nebenbei morgendliche Serien am TV angesehen. Man wird schnell mit Psychopharmaka abserviert.

[…] Er [Andreas‘ Zellenkollege] ist der einzige, mit dem ich mich hier abgebe, und der nicht wie alle anderen rechts ist und Vorurteile gegen Linke hat. Darum habe ich mich auch mit ihm zusammen getan, und wir sind auf dem zugangsüberwachten Bereich in einer 2 Mann Zelle. Wir haben uns das freiwillig angetan. Auf einer normalen Station sind wir behandelt worden wie Aussätzige, und uns wurde oft gedroht. Die einzigen, die uns relativ normal begegnen, sind die Afrikaner, weil sie mittlerweile mitbekommen haben, wie wir zu den anderen stehen, und dass auch wir bei so manchen Typen vorsichtig sein müssen. Es ist schon sehr gruselig zu wissen, dass die Neapolitaner mit Ausländern tun und lassen können, was sie wollen. Allerdings stehen wir unter ständiger Beobachtung der Beamten, die uns und besonders mich in Ruhe lassen. Bis auf zwei Vorfälle am Anfang ist Ruhe. Allerdings will ich über diese zwei Vorfälle ungern reden, weil sonst wieder alles hoch kommt. Zum Verfahren gibt es noch nichts zu sagen, außer, dass jeder etwas anderes sagt und gerade die scheiß Bullen so faule Schweine sind, dass ich hoffe, dass das mein Vorteil ist.

[…] Leider bekam ich vor kurzem den Paragrafen 41 dazu, weil ich in Deutschland zur linksextremen Szene gehöre, und ich kann noch nicht genau sagen was das für mich bedeutet. […] Ich drücke euch alle aus der Ferne und ihr fehlt mir alle!“

Andreas hatte im November einige Prozesstermine, die nächsten wären jetzt im Dezember gewesen, sind aber ausgefallen. Die kommenden Prozesstermine sind am 14.01.2019, 23.01.2019, 13.02.2019, 27.02.2019 und 13.03.2019.

 

Um für Andreas Geld zu spenden, überweist bitte an folgendes Konto:

Empfänger: Krebs

IBAN: DE 90 1005 0000 1067 1474 26

BIC: BELADE BEXXX

Verwendungszweck: Spende/Andreas Krebs

 

Um Andreas im Knast zu schreiben, verwendet folgende Anschrift:

Andreas Krebs
Sez. 1 Stz.1
Sez. Mediterraneo (CASA CIRCONDARIALE SECONDIGLIANO)
Via Roma Verso Scampia, 250,
Cap 80144 Napoli (NA),
Italy

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Wenn ihr mehr über dieses scheiss System und seine Knäste erfahren wollt schaut euch doch mal die Webseite von Anarchist Blackcross Wien an kann Mensch nur empfehlen.

Freiheit für die Gefangenen! Nieder mit allen Knästen!

Freiheit und Glück für Andreas Krebs!