1. Juli 2019

Solidarität mit Andreas Krebs – Eine Zusammenfassung (Stand Juli 2019)

 

Unseren Freund und Gefährte Andreas ist zur Zeit in Neapel (Italien) inhaftiert. Andreas ist seit seiner Haft in Deutschland als rebellischer Gefangener bekannt. Im April 2019 wurde er in Italien zu 24 Jahren Knast verurteilt. Andreas hat darüber hinaus vor kurzem Nierenkrebs diagnostiziert bekommen. Sein gesundheitlicher Zustand verschlechtert sich laufend und wir fürchten um sein Leben. Eigentlich müsste er schon vor Monaten operiert werden, doch die italienischen Behörden weigern sich, ihn in ein Krankenhaus zu überstellen.

Andreas war jahrelang in den Fängen der deutschen Justiz und saß insgesamt über 16 Jahre im Knast. Er ist ein rebellischer Gefangener, baute hinter Gittern die Gefangenengewerkschaft (GGBO) mit auf, führte diverse Hungerstreiks gegen die Knastbedingungen und beteiligte sich auch an einem Solidaritätshungerstreik für die Gefangenen in Griechenland. Bis heute veröffentlicht er immer wieder Texte gegen die Knastgesellschaft, in denen er den Alltag in Gefangenschaft beschreibt.

Im Herbst 2014 nach seiner Entlassung lernte er seine jetzige Frau Jutta kennen. Beide entschieden sich einen ruhigen Lebensabend im Süden Italiens verbringen zu wollen. Ende Dezember 2016 kam es zu einer Auseinandersetzung mit seinem damaligen Arbeitgeber. Dieser ging auf Andreas los und würgte ihn. Andreas stach in Notwehr mit einem Taschenmesser zu. Das Opfer starb leider unter ungeklärten Umständen drei Tage später im Krankenhaus, obwohl es kurz nach der Tat noch hieß, dass er überleben würde.

Was darauf folgte, war eine beispiellose Hetzjagd gegen Andreas und Jutta. Via Facebook bekam Jutta Morddrohungen, während er im Gefängnis Santa Maria Capua Vetere von den Familienmitgliedern des Verstorbenen, die nach wie vor in diesem Knast arbeiten, misshandelt und gefoltert wurde. Da das Überwachungsvideo Andreas‘ Aussage bestätigte, sich verteidigt zu haben, kam er nach einigen Tagen in Untersuchungshaft in den Hausarrest. Dort waren sie ständigen „Besuchen“ der Polizei und dem Hass aus großen Teilen der Bevölkerung ausgesetzt. Die Familie des Opfers belagerte deren Wohnung, so dass Andreas und Jutta wochenlang nicht außer Haus gehen konnten. Schließlich sahen sie sich gezwungen zu fliehen und gingen zurück nach Deutschland. Dort wurde Andreas nicht einmal ein halbes Jahr später aufgrund eines europäischen Haftbefehls mit Hilfe der Antiterroreinheit der deutschen Polizei festgenommen. So befand sich Andreas im September 2017 wieder im deutschen Knast.

Im Dezember 2017 wurde er dann völlig unerwartet unter Beteiligung vermummter Cops einer weiteren polizeilichen Anti-Terror-Abteilung in die JVA Burg verlegt. Andreas berichtete immer wieder in Briefen von den untragbaren Bedingungen in den Knästen Volkstädt und Burg. Im April 2018 wurde Andreas schließlich vollkommen überstürzt nach Berlin Moabit in Auslieferungshaft überstellt, um schließlich im Mai 2018 als deutscher Staatsbürger nach Italien ausgeliefert zu werden.

Andreas befindet sich seitdem im Secondigliano, eines der größten Hochsicherheitsgefängnisse Neapels. Dort wurde seit 30. Mai 2018 der Prozess gegen ihn geführt. Im November 2018 fanden einige Prozesstage statt, an denen auch Andreas Frau Jutta vor Ort war. Im Gerichtssaal versuchten die Verwandten des Opfers auf Jutta loszugehen und bedrohten sie erneut massiv.

Am 1. April 2019 endete das Verfahren in erster Instanz mit einem Urteil wegen vorsätzlichem Mord von 24 Jahren Haft. Andreas war vor der Auslieferung bereits körperlich und psychisch sichtbar gezeichnet durch die Haftbedingungen in den Knästen Volkstedt, Burg und zuletzt in Berlin-Moabit. Andreas’ kritischer Gesundheitszustand wurde systematisch ignoriert und verleugnet. Medikamente sowie klinische Untersuchungen und Operationen wurden ihm wiederholt verweigert. Zusätzlich waren seine Haftbedingungen verschärft, da ihm die deutsche Polizei ein Naheverhältnis zu (ehemaligen) RAF-Mitgliedern andichtet.

In Italien hat sich Andreas Gesundheitszustand keineswegs verbessert. Im Gegenteil: Andreas wurde vor einiger Zeit Nierenkrebs diagnostiziert. In den letzten Wochen stand er vor einem akuten Nierenversagen. Er leidet unter sehr heftigen Wassereinlagerungen im ganzen Körper, vor allem an den Beinen und kann zeitweise deswegen nicht mehr gehen. Eine Überstellung in ein Krankenhaus und eine seit Monaten notwendige und auch von der Justizanstalt zugesicherte Operation wird ihm nach wie vor verweigert. Andreas ist wie eh und je aufmüpfig, setzt sich für andere Gefangenen ein und berichtet immer wieder vom gewalttätigen Alltag im Secondigliano, der Willkür durch die Wärter, die Verwahrlosung und Unterversorgung aller Gefangenen und den Rassismus gegen afrikanische Mitgefangene.

Andreas freut sich über Unterstützung jeder Art!

Er muss für Medikamente und halbwegs brauchbare Lebensmittel selber aufkommen.

Wenn ihr Geld zu spenden wollt:

Empfänger: Krebs

IBAN: DE 90 1005 0000 1067 1474 26

BIC: BELADE BEXXX

Verwendungszweck: Spende/Andreas Krebs

Schreibt Andreas in den Knast, er freut sich über jede kleine Postkarte. Auch könnt ihr Bücher, Zeitungen, Zeitschriften oder buntes Papier schicken, es kommt alles an. Er interessiert sich sehr für Motorräder und philosophische Fragen.

Andreas Krebs
Sez. 1 Stz.1
Sez. Mediterraneo (CASA CIRCONDARIALE SECONDIGLIANO)
Via Roma Verso Scampia, 250,
Cap 80144 Napoli (NA),
Italy

Wenn ihr auch mehr über andere Gefangene erfahren wollt, dann schaut auch mal auf www.abc-wien.net nach!

Zeigen wir Andreas, dass er nicht vergessen ist. Soli-Aktionen jeder Art sind willkommen!

Freiheit für alle Gefangenen! Nieder mit allen Knästen!

Freiheit und Glück für Andreas Krebs!