Mai 2020

[Italien] Situation von Andreas Krebs (Update II / Mai 2020)

 

Wie wir vor Kurzem erfahren haben, hat Andreas nun endlich nach langem Hin und Her seine vollständige Krankenakte von den Behörden bekommen. Diese gibt Aufschluss über das Verhalten der Gefängnisbehörden in Neapel und die bodenlose Ignoranz gegenüber Andreas‘ Gesundheitszustand.

In der Akte befinden sich Berichte und Diagnosen, die bei Untersuchungen in unterschiedlichen Krankenhäusern außerhalb des Gefängnisses vom Jänner bis Dezember 2019, erstellt wurden. So wird bereits in einem Bericht vom 17.01.2019 von einem bösartigen Karzinom gesprochen. Ende des Jahres, im Dezember 2019, ergab eine Untersuchung im Krankenhaus, dass bei Andreas mehrere bösartige Tumore festgestellt wurden. Diese Untersuchung fand nach Andreas Suizidversuch statt, und das Ergebnis wurde danach auch an die Haftanstalt und die dortige Klinik übermittelt. Ein Bericht von November/Dezember 2019, der nach einer externen Untersuchung in einem Krankenhaus erstellt wurde und anschließend ebenfalls an die Haftanstalt übermittelt wurde spricht davon, dass Andreas zu „99.9% unheilbar krank“ sei.

So bestätigen sich nun Vermutungen, die schon länger im Raum standen. Die Behörden haben bisher jegliche Information über Andreas Gesundheitszustand verheimlicht und sowohl Andreas als auch seinen Anwalt im Dunklen über seine schwere Krankheit gelassen. Dass Andreas schwer krank ist war klar, aber genaue medizinische Einschätzungen, die aufgrund der Untersuchungen in den vergangenen 1,5 Jahren erstellt wurden, hatten die Verantwortlichen in Italien bisher zurückgehalten. Also weder die Gefängnisleitung noch die behandelnden Ärzte in der Knastklinik haben irgendeinen dieser Berichte und dessen Diagnosen Andreas mitgeteilt. Andreas Anwalt hat mittlerweile eine Klage gegen den verantwortlichen Arzt in der Haftanstalt eingereicht.

Andreas befindet sich zur Zeit nach wie vor auf der Krankenstation des Knastes und wartet auf eine Überstellung zur längst überfälligen OP. Aufgrund der nun bekannten Akten ist Andreas‘ persönliche Einschätzung, dass die Ärzte es so lange hinaus zögern, weil er sowieso unheilbar krank ist.

Das Gefängnis vernichtet die Gefangenen nicht nur psychisch, sondern, wie es der Fall Andreas Krebs zeigt, auch physisch. Die Unterlassung einer angemessenen medizinischen Behandlung hat Andreas über die letzten Jahre zerstört. Obwohl von ihm selbst, von seinem Anwalt, Angehörigen und seinen Unterstützer*innen immer wieder auf seine Beschwerden aufmerksam gemacht wurde, haben die Verantwortlichen in Neapel alle Hinweise ignoriert. Sie haben trotz offizieller ärztlicher Diagnosen ganz bewusst nichts gemacht, um Andreas‘ Leben zu retten. Sie haben die bekannten Fakten über Andreas‘ Krankheiten bis vor Kurzem vertuscht. Andreas‘ Tod ist ihnen egal, sie warten nur mehr darauf. Sie schauen mit offenen Augen dabei zu, wie er stirbt.

Das nennen wir Mord.

Wir alle wissen, wer die Verantwortlichen sind. Lasst uns noch einmal Druck ausüben und versuchen auf allen Kanälen zu intervenieren.

Bitte schreibt Andreas weiterhin, und lassen wir ihn mit dieser Situation nicht alleine! Unter folgender Adresse könnt ihr Postkarten und Briefe an ihn schicken!

Freiheit für Andreas Krebs!

Freiheit für alle Gefangenen!

Nieder mit den Gefängnissen und ihrer mörderischen Logik!

ABC Wien, Ende Mai 2020