4. Juni 2016

Dringender Solidaritätsaufruf!

Andreas Krebs, der in Neapel im Knast ist, muss seit Januar dringend ins Krankenhaus, was ihm aber weiter verweigert wird. sein Anwalt macht dort Druck und bittet uns aber, auch die deutsche Regierung zu nerven. deshalb ruft zahlreich in der deutschen Botschaft dort an und fordert medizinische Versorgung für den gefangenen Andreas Krebs! alles andere ist unterlassene Hilfeleistung.

Herr Besken (Botschafter) 0039649213285

Andreas zustand ist sehr kritisch. ihm wurde Nierenkrebs diagnostiziert, jetzt leidet er unter Wasseransammlungen im Körper, was auf Nierenversagen hindeutet.
Eigentlich mag es nicht unsere Art sein, die regierenden um etwas zu bitten, aber es geht hier um Andreas Leben und im Moment gibt es kein anderes Druckmittel.
Seine Adresse: Andreas Krebs
Sez.4 /Stz.5 Via Roma Verso Sacampia 250 80144 Napoli

ABC Wien

18. Juni 2019

Update zur Situation von Andreas Krebs in Neapel (Juni 2019)

 

Andreas geht es nach wie vor sehr schlecht. Seit einigen Tagen verschlechtert sich sein Gesundheitszustand zunehmend. Ihm wurde mittlerweile Nierenkrebs diagnostiziert und er leidet unter Wasseransammlungen im Körper, was auf Nierenversagen hindeutet. Einen Aufruf zur Unterstützung könnt ihr hier finden. Andreas war zwar vor einigen Tagen auf der Krankenstation, aber die Knastleitung macht immer noch keine Anstalten, ihn in ein Krankenhaus verlegen zu lassen. Sie argumentieren damit, dass er auf den Weg ins Krankenhaus von irgendjemanden befreit werden könnte. Das und seine verschärften Haftbedingungen hat ihm das Märchen des deutschen BKA über seine angeblichen RAF-Kontakte eingebrockt. Die italienischen Behörden schlachten dies nun auch bei jeder Gelegenheit aus.

Mittlerweile gibt es auch sehr konkrete Hinweise im Autopsiebericht, dass Massimo‘s Todesursache nicht von Andreas Messerstich herrührt, sondern aufgrund einer schlecht ausgeführten Lungendrainage im Krankenhaus. Dabei wurde dem Opfer ins Herz gestochen, was erst nach Tagen im Krankenhaus zum Tod geführt hat.

In der letzten Zeit erreichten uns wieder einige Briefe von Andreas aus dem Knast in Neapel. Hier nun eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte.

1. Andreas Anwalt hat Berufung eingelegt. Bis zur nächsten Instanz kann es aber noch länger dauern. Andreas und sein Anwalt rechnen aber damit, dass die nächste Instanz frei spricht. Die Stimmung bei Andreas und seinem Anwalt ist diesbezüglich auf jeden Fall kämpferisch. Mittlerweile ist die Urteilsbegründung beim Anwalt angekommen. Dem von Andreas Anwalt engagierten Sachverständigen für die Videoauswertung wird nicht geglaubt, und das gesamte Urteil ist laut Anwalt eine einzige Farce. Der Anwalt rechnet damit, dass die nächste Instanz noch länger dauern wird als der erste Prozess.

2. Andreas wird mittlerweile von den anderen Gefangenen geachtet und auch die Schließer haben zum Teil großen Respekt vor ihm. Andreas: „Ich kämpfe wie ein Gorilla, trainiere fast täglich und die Beamten haben mittlerweile richtig Respekt. Es hat sich herumgesprochen, dass ich sehr viele Menschen hinter mir habe und sehr viel von mir veröffentlicht wird. Das alles gibt mir Kraft und alle Gefangenen haben großen Respekt davor.“

Mittlerweile ist Andreas wieder auf eine andere Station verlegt worden, in der er sich relativ frei bewegen kann, und in der die Gefangenen einen respektvolleren Umgang miteinander pflegen.

3. Andreas wartet noch immer auf den OP-Termin, und aus fadenscheinigen Gründen sagt man weder seinem Anwalt noch ihm, wann der Termin sein wird. Andreas hat täglich heftigste Schmerzen im ganzen Körper. Die unzureichende und falsche Medikation bringt schon lange nichts mehr.

4. Andreas berichtet in seinen Briefen immer wieder über die unerträglichen Zustände und die Willkür im Knast. Ein Beamter sagte zu ihm: „Hier kommandieren wir, und wir können einen auch zusammenschlagen oder umbringen!“ Fast jede Woche kommt es zu Suizidversuchen und Gewalt gegen die Häftlinge. Andreas: „Ist es denn normal, dass sich Leute hier täglich aufschlitzen, erhängen und die Beamten nichts machen?“ Andreas konfrontiert auch oft Beamte mit dieser Situation, und erfährt dann von ihnen, dass „sie vor allem Angst haben sich mit Krankheiten anzustecken“. Die Gefangenen bekommen auch auf Nachfrage keine Medikamente, erst nach Selbstmordversuchen gibt es Beruhigungsmittel.

5. Die Kommunikation aus dem Knast nach draußen gestaltet sich immer wieder schwierig. Nicht nur, dass Andreas Briefe mitunter 4 Wochen brauchen, um bei uns anzukommen. Vor kurzem war auch das Telefon kaputt und die Anstaltsleitung weigerte sich, dieses reparieren zu lassen.

Briefe von draußen zu ihm kommen aber ohne Zensur durch und es ist auch möglich, ihm Bastelsachen, Papier, Zeitungen, Zeitschriften oder ganze Bücher zu schicken.

6. Andreas setzt sich im Knast immer wieder für andere Gefangene ein. Er schreibt Anträge und Beschwerden und engagiert sich für andere nicht italienische Gefangene, die immer wieder rassistisch beleidigt und angegriffen werden.

Andreas lässt immer wieder alle Leute, die ihn kennen und unterstützen grüßen! Ihr könnt ihm unter folgender Adresse schreiben:

Andreas Krebs
Sez. 1 Stz. 6
Sez. Mediterraneo (CASA CIRCONDARIALE SECONDIGLIANO)
Via Roma Verso Scampia, 250,
Cap 80144 Napoli (NA)
Italy

04. April 2019

Am 1. April wurde  das Urteil im letzeten Prozesstag, in der ersten Gerichtsinstanz, verkündet: 24 Jahre haft für Andreas so wie die Staatsanwaltschaft es gefordert hat.

 

Gerade jetzt ist es wichtig das ihr euere Solidarität mit Andreas zeigt.

Also schreibt ihm:

Krebs Andreas

st. 13 Sez.6

Via Roma Verso Scampia 250

Mediterraneo

CAP 80144 (NA)

-ITALY-

31. März 2019

Andreas Krebs muss raus aus dem Knast

Diese Sendung ist unserem Freund Andreas Krebs gewidmet, ein rebellischer Gefangener und ehemaliger Langzeitgefangener, der aktuell seit Sommer 2018 in einem Knast in Neapel sitzt. In den letzten Wochen haben wieder mehrere Verhandlungstage im Prozess gegen Andreas stattgefunden, wobei er aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes nicht an allen Verhandlungstagen teilnehmen konnte. Andreas befindet sich nach wie vor im Hungerstreik. Auf keine seiner Forderungen betreffend einer adäquaten medizinischen Versorgung wurde bisher eingegangen. Andreas gesundheitlicher Zustand hat sich in den letzten Monaten immer weiter verschlechtert. Wir fürchten nach wie vor sehr um sein Leben, denn es geht ihm jeden Tag schlechter.

Die Anklage hatte zur Klärung des Todes von Massimo N., Andreas ehemaligen Arbeitgeber, einen Videogutachter engagiert, um die Aufnahmen der Überwachungskameras zu analysieren. Auch Andreas Verteidiger hat einen solchen Sachverständigen, um das Videomaterial zu begutachten. Am Montag, den 1. April, soll nun das Urteil verkündet werden. Die Staatsanwaltschaft fordert 24 Jahre für Andreas wegen Mord, Andreas Anwalt plädiert auf Selbstverteidigung, da er massiv von seinem Exchef angegriffen wurde. In den italienischen Medien werden unterdessen weiterhin Gerüchte verbreitet, um Andreas als Mörder zu diskreditieren. Außerdem soll die Staatsanwaltschaft in Deutschland nach Italien einen Bericht geschickt haben, worin Andreas als „gefährlicher linker Terrorist“ bezeichnet wird.

In der Sendung geht es um die Hintergründe seiner Verhaftung, seine politischen Positionen, den Hungerstreik und den Prozess sowie um die Zustände im italienischen Justiz- und Knastsystem. Außerdem hört ihr einen kurzen Beitrag von der Soli-Kundgebung für ihn in Berlin vom Februar und einen Ausschnitt aus einer Veranstaltung zur Gefangenengewerkschaft von 2015, bei der Andreas als Vortragender mitwirkte. Herzstück der Sendung sind vergangene und aktuelle Briefe von Andreas, aus denen wir vorlesen.

(Quelle: Radio Wien)

30. März 2019

Infos zur aktuellen Situation von Andreas Krebs aus dem Knast in Neapel (März 2019)

 

In den letzten Wochen haben mehrere Verhandlungstage im Prozess gegen Andreas Krebs in Neapel stattgefunden, wobei Andreas aufgrund seines gesundheitlichen Zustandes nicht an allen Verhandlungstagen teilnehmen konnte. Andreas befindet sich nach wie vor im Hungerstreik. Auf keine seiner Forderungen wurde bisher eingegangen. Die Anklage hatte zur Klärung des Todes von Massimo N., Andreas ehemaligen Arbeitgeber, einen Videogutachter engagiert, um die Aufnahmen der Überwachungskameras zu analysieren. Auch Andreas Verteidiger hat einen solchen Sachverständigen, um das Videomaterial zu begutachten. Am Montag, den 1. April, soll nun das Urteil verkündet werden. Die Staatsanwaltschaft fordert 24 Jahre für Andreas. In den italienischen Medien werden unterdessen Geschichten verbreitet, um Andreas weiter zu diskreditieren. Außerdem soll die Staatsanwaltschaft in Deutschland nach Italien einen Bericht geschickt haben, worin Andreas als „gefährlicher linker Terrorist“ bezeichnet wird. (Beispielsweise wurde Andreas von den deutschen Behörden bereits vor seiner Auslieferung nach Italien vorgeworfen, Verbindungen zu ehemaligen Mitgliedern der RAF, nach denen nach wie vor gefahndet wird, zu haben etc.) Andreas gesundheitlicher Zustand hat sich in den letzten Monaten immer weiter verschlechtert. Eine notwendige, adäquate Untersuchung wurde im bisher verweigert bzw. immer wieder hinausgeschoben. Wir fürchten nach wie vor sehr um sein Leben, denn es geht ihm jeden Tag schlechter.

Wir veröffentlichen hier Auszüge aus dem letzten Brief, den Andreas uns geschickt hat. Er berichtet über die Verhältnisse im Knast in Neapel, über seinen Gesundheitszustand und den Hungerstreik. Außerdem teilt Andreas hier ein paar persönliche Erfahrungen und Erinnerungen. Wir sind in Gedanken bei Andreas und hoffen, dass er entgegen allen Erwartungen und Befürchtungen bald wieder draußen ist.

[…] Heute ist der zehnte Tag an dem ich nichts mehr esse und ab heute beschränkt sich mein Trinken auch nur noch auf einen halben Becher 0,2 l Wasser.

Ich weiß natürlich nicht, wohin das mich führt, aber ich bleibe bei meinem Standpunkt und einer kompletten Verbesserung meiner Haftbedingungen. Leider sind alle Personen, die laut geschrieen haben dass sie sich an meinem HS beteiligen, umgefallen.

Keiner hatte das Rückgrad und keiner hielt es nur einen Tag ohne Essen aus!

Leider ist es so, dass ich unter den Gefangenen keine einzige Solidarität erlebe und niemand steht mir zur Seite hier drinnen! Gestern war ich wieder kurz bei der Ärztin, die mir erklärte, dass weiterhin Blut in meinen Nieren ist, und sie sehr besorgt ist. Darum veranlasste sie auch, dass ich ins Krankenhaus muss, und das war vor über zwei Wochen. Nichts ist passiert.

Gestern hätte ich nach über zwei Monaten zum Zahnarzt kommen sollen, aber das war gestern und ich warte noch immer! Bin nur vollgepumpt mit 400mg Tramadol und zig anderen Sachen. Das zum Thema ärztliche Versorgung! Ich zittere am ganzen Körper, mein Kreislauf spielt verrückt und seit gestern kann ich auch wieder mal nicht richtig laufen!

Jeder sieht den körperlichen Verfall oder das ich nicht richtig laufen kann, aber keiner reagiert oder macht etwas dagegen! Selbst ein Sani sagte zu mir auf mein Nachfragen, was das alles soll, „ach Andreas, was soll ich dir dazu noch sagen.“ Er weiß um meinen Zustand und kann nichts tun.

Vor einigen Tagen war ich nach unzähligen Anträgen und Briefen endlich bei der Anstaltsleiterin im Beisein des Inspektors. Ich wurde gefragt, was ich möchte und ich zählte alles auf. Sie meinte, dass man sich um alles kümmern wolle, und auch will man versuchen mir deutsche Bücher vom Goethe Institut hier in Neapel zu besorgen. Ich soll doch bitte gleich meine Bücherwünsche aufschreiben und die Liste wird noch heute von ihrer Vertreterin abgeholt. Das war vor einigen Tagen und niemand kam zu mir! Einzig das ich heute mit meiner Frau zehn Minuten reden durfte am Telefon, gibt es sonst nichts Positives zu berichten! Zehn Minuten telefonieren und das sechs mal im Monat. Aber wer glaubt, dass es ganz reibungslos abläuft, einfach zum Hörer greifen und anrufen, der täuscht sich gewaltig! Für jedes Telefonat muss ich kämpfen und immer wenn ich anrufe, wird das Gespräch nach 2 Minuten abgebrochen, so das ich anschließend beim Pfleger im Büro stehe und wieder darum kämpfe, die noch ausstehenden Minuten mit meiner Frau telefonieren zu dürfen. Also ein Kampf von Telefonat zu Telefonat und jedes Mal ist etwas anderes!

Heute war mein Anwalt bei mir, der ebenfalls besorgt ist, weil ich ihm sagte, dass es mir nicht gut geht. Dann berichtete er mir, dass das Gericht einen Spezialisten beauftragt hat zur Bildbearbeitung von den Überwachungskameras. Da er dem Gericht genauso wenig traut, sagte er mir, dass er ebenfalls einen Spezialisten beauftragen möchte, der unsere Glaubwürdigkeit stützt. […]

So wie es gerade von meiner Gesundheit um mich steht, bin ich mir sicher, wenn sich nichts ändert, dass ich das nicht überleben werde! Ich kenne mich und wenn ich ein Ziel verfolge, dann mit allen Konsequenzen! Leider kümmert sich niemand von der Botschaft um mich! Groß die Klappe aufgerissen, als sie vor Monaten von Rom zu mir fuhren, mit Versprechungen mir Kaffee und meinen leckeren leckeren Milchreis zu besorgen, machten. Das war vor vier Monaten und ich warte noch immer auf sie aus Rom. Und von wegen wie in ihren Zeilen gestanden war, das sie auch als Beistand bei meinen Gerichtsterminen anwesend sind und mich auf Wunsch betreuen. Nichts von dem, was sie sagen oder schreiben, haben sie gemacht! Ich frage mich, für was es sie dann überhaupt gibt? Um Steuergelder auf den Kopf zu hauen und auf Vorteile bedacht sind mit ihren scheiß Diplomatenausweis?

Ich fühle mich so angepisst, dass es mich wütend und stärker für meinen HS macht. Ich frage mich so oft, was muß man im Leben noch ertragen?

Soll es das gewesen sein, man verreckt hinter Gittern? Ich glaube, die mich alle kennen, würden alle erschrecken, wenn sie mich jetzt sehen würden! Ich habe heute nach dem Anwaltsbesuch auf der Toilette leise geweint, weil mich alles sowas von fertig macht. Das hier zum Thema EU!

[…]

Natürlich ist es eine Notwendigkeit [betrifft Videogutachten], da wir dem Gericht in keinster Weise trauen und wir im Zuge dessen das Gleiche machen müssen. Ich hatte meine Schlüssel und meine Mütze in der Hand, aber das Gericht glaubt das nicht und will um jeden Preis das Gegenteil beweisen. Leider ist das Videomaterial von sehr schlechter Qualität. So dass man wichtige Szenen nicht wirklich gut erkennen kann. Naja gut, nun heißt es einfach abwarten und der nächste Termin ist der 06.03. Der vorherige Termin wurde gestrichen.

Bin psychisch ganz tief unten und körperlich ist es nicht anders! Es dreht sich alles in meinem Kopf, das ist pures Chaos. Keine Bewegung, einfach nichts. Ach was hat man mir doch alles versprochen, sogar das ich Kraftsport machen darf und so weiter, aber wirklich nichts wurde von alledem eingehalten. Auch Bücher, die sie mir besorgen wollten vom Goethe Institut Neapel und ich solle doch einen Wunschzettel schreiben, den man dann abholt. Tja das ist nun eine Woche her und gekommen ist immer noch keiner.

[…]

Habe gerade erfahren, dass man schon wieder Blut von mir abnehmen möchte morgen früh. Komisch, erst vor einer Woche ca. wurde Blut genommen. Die kommen, glaube ich, selber nicht zurecht und sind etwas überfordert. Mittlerweile ist die Ärztin aber sehr besorgt, denn ich verliere sehr schnell, super viel Gewicht und bin ständig nur müde. Naja mal weiter abwarten wie sich alles entwickelt! Kann nur hoffen das bald etwas positives passiert, sonst geht das ganze nicht gut aus!

Wieder hat einer auf meiner überwachten Station (die Anstalt sagt hierzu Observationsstation) einen HS angekündigt und schmiss sein Brot durch das Zellengitter auf den Gang. Nachdem er aber dann kurz beim Inspektor war, hat er genüsslich in seiner Zelle gefressen. Was haben die doch für ein Rückgrad!

[…]

In Poggioreale habe ich heute wieder mal erfahren, dass man einen Mitgefangenen umgebracht hat. Näheres war natürlich nicht heraus zu bekommen. Es sind nämlich drei Gefangene aus Poggioreale zu mir auf die Station gekommen. Wir sind hier insgesamt 15 Personen und die Station ist somit gerade voll. Das kann sich aber von Tag zu Tag ändern und dann werden schlagartig zehn Leute einfach verlegt. Einer ist/hat hier in Neapel seinen Lebensmittelpunkt und wurde ganz plötzlich ohne ersichtlichen Grund nach Bolzano verlegt. Man stelle sich da mal vor! Dann gibt es noch eine krass schärfere Unterbringung und das wissen die Wenigsten in anderen Ländern. Es gibt nicht nur die Unterbringung nach 41 bis, sondern noch eine viel viel schärfere Form, die 14 bis, wenn ich mich nicht täusche, heißt. Wird aber nur noch in gewissen Regionen Italiens praktiziert.

Hier in Secondigliano ist es im Vergleich zu vielen anderen Haftanstalten noch sehr human und „angenehmer“! Wenn ich bedenke, dass in Santa Maria Gefangene auch geschlagen werden, ist es hier ultra ruhig! Trotzdem bin ich immer vorsichtig! Ich bin zwar höflich, aber rede sonst so gut wie kein Wort! Die meisten Gefangenen putzen und schrubben mehrfach am Tag die Zellen, als ob sie sich gut verkaufen wollen. Schade, dass ich kein Handy habe, denn das muss man wirklich gesehen haben! Aber selbst ein Handy, wenn sie finden würden, bekommt man dafür sechs Monate Nachschlag. Auch Flucht ist strafbar. Was für ein krankes System! Das einzig Gute dass man hier einer relativ guten Führung bei sechs Monaten Haft, siebzig Tage erlassen bekommt. Aber soviel sind das nicht, wo das in Anspruch nehmen können. Denn die ticken hier im Süden doch etwas krasser und wie ich schon mal berichtete, schrecken die Leute auch innerhalb der Mauern nicht vor Mord etc. zurück!

Gerade sehe ich wie ein Gefangener ein paar auf‘s Maul bekommt von einem Beamten. Das passiert genau vor meiner Zelle und ich konnte durchs Gitter alles sehen. Vorhin ist ein Gefangener vor meinem Zellenfenster auf ein Dach geklettert und die Beamten unten riefen ständig, er soll runter kommen und es wird ihm nichts passieren. Der Gefangene sagte aber das er Angst hat vor dem Beamten und das sie ihn mit Sicherheit schlagen werden! Er kommt erst runter, wenn die Anstaltsleiterin kommt. Tja und dreißig Minuten darauf erscheint wirklich die Anstaltsleiterin und der Gefangene klettert runter und geht mit der Leiterin weg. Das konnte die halbe Anstalt beobachten.

Hier ist jeden Tag etwas los! Ich habe mittlerweile erfahren, dass ich schleunigst ins Krankenhaus muß, da man etwas entdeckt hat, eine Art Tumor im Bauchraum und meine Blutwerte alles andere als in Ordnung sind. Dazu habe ich extrem an Gewicht verloren.

Dann gibt es noch ein Ereignis, von dem ich unbedingt berichten möchte. Und zwar rief man mich endlich zum Dentist, also zum Zahnarzt und als ich den Raum betrat, traf mich der Schlag! Total dreckig und sogar die ganzen Gerätschaften wo einem in den Mund gesteckt werden, sind total versifft! Ich setzte mich auf den schon abgetragenen Behandlungsstuhl und eine komische Ärztin klopfte auf einen Zahn und sagte dann: da kann ich nichts machen und ihre Familie muss draußen einen Zahnarzt kontaktieren, der dann in die Anstalt kommt und alles richtet. Die Kosten müssen dann die Angehörigen tragen. Ich stand auf und ging. Ich wusste gar nicht mehr, was ich darauf sagen soll, sondern war einfach nur total sprachlos! Nicht genug, dass alles extrem sofort offensichtlich verdreckt ist, sondern ich muss die Behandlung selber zahlen und soll nun weiter mit Schmerzen herum laufen. Ich sag‘s ja, was habe ich alles schon erlebt und gesehen. Aber man lernt nie aus und jeden Tag kommt was Neues, was das alte übertrifft!

Wieder ist ein Tag vergangen und mittlerweile war ich kurz im Krankenhaus in der Röhre mit Kontrastmittel. Dann wurde ich zurück in die Anstalt gebracht. Ich habe keine Ahnung, was nun los ist, denn es spricht ja keiner mit mir! Ich erfahre immer auf den letzten Drücker wenn es zum Gericht oder Krankenhaus geht. Ich war heute in der Dusche, zog mich aus und ein anderer Gefangener war entsetzt, wie dünn ich geworden bin und richtig ausgezehrt! Er meinte, dass ich nun aufhören soll. Nein, ich mache weiter bis sich etwas ändert! Ich mag nicht mehr und ich ziehe das durch, alleine oder mit Unterstützung!

Ich habe mittlerweile öfters Fieber, mir ist ständig total kalt und ich bemerke das ich immer schlechter sehe. Die Schmerzen werden auch immer schlimmer! Ab und an zieht es mir die Beine weg und das alles vor den Augen der Beamten! Seit Monaten sind die Lymphknoten am Hals schmerzhaft angeschwollen und das geht gar nicht mehr weg! All das habe ich auch der Ärztin mitgeteilt und das es im Bauchraum brennt wie ein Feuer. Naja nun mal abwarten.

Heute, was für ein Zufall, ist mein Geld für den Einkauf aufgetaucht, nach fast einem ganzen Monat. Das aber auch nur weil [mein Anwalt] sich nach dem Verbleib des Geldes erkundigte. Was für ein Zufall, gell?

[…]

Heute hat man mir meine Schmerztabletten verwehrt, weil man sagte, ich hätte sie schon am Morgen bekommen. Dazu muss ich sagen, dass die Schmerzen größer geworden sind und ich mittlerweile ständig Fieber habe und mir kalt ist! Ich habe also entschieden, da man mir auch die entsprechende Medikation verwehrt, werde ich alle weiteren Medikamente, die man mir täglich gibt, verweigern und ihnen Morgen rotzfrech sagen, dass sie sich diese in den Arsch schieben können!

Ich habe wirklich die Schnauze sowas von gestrichen voll, das kann man sich gar nicht vorstellen! Ich habe heute an meinem ganzen Körper festgestellt, dass alle Sehnen zum Vorschein kommen. Das liegt natürlich daran, dass mein Körper ausgezehrt ist. Ich habe ständig auch Kopfschmerzen und mir fehlt es an Konzentration.

[…]

Eines wollte ich noch erzählen. Vor einigen Tagen bekam ich von einer gemeinsamen Freundin zwei Briefe und ich habe mich mit dem, was sie geschrieben hat, riesig gefreut! Denn sie schrieb mir, das sie ganz fest in Erinnerung hat was ich in meinem Vortrag erzählte, zum Thema einen Gefangenen schreiben und das jeden bewusst sein muss, dass das auch eine sehr große Verantwortung ist. Ich erzählte damals, warum und weshalb es so eine große Verantwortung ist und zählte verschiedene Punkte auf. Es ist sehr schön zu wissen, dass das was ich damals und bei verschiedenen Veranstaltungen sagte, bei vielen Menschen bis heute in den Köpfen hängen geblieben ist. Ich würde so gerne mehr tun, aber von hier aus ist es doch sehr schwierig.

Oft denke ich mir als ich noch in Deutschland war, habe ich genug getan? Hätte ich noch mehr machen können? Ich könnte Stunden lange erzählen mit dem, was ich erlebt habe, was aus den Menschen gemacht wird! Auf jeden Fall habe ich mich vor Tagen so sehr darüber gefreut was diese Person mir geschrieben hat! Und es zeigt mir, es war nichts umsonst!

Auch was ihr mir in den letzten Zeiten geschrieben habt, das mein Vortrag nachhaltig in vielen Köpfen hängen geblieben ist, gibt mir ein gutes Gefühl! Als ich damals bei Euch in Wien gewesen bin und erzählte, gab es oft einen Punkt von Erlebnis, wo ich hätte weinen können, weil gewisse Dinge an Ereignissen mich bis heute sehr beschäftigen und mitnehmen! Sie haben mich psychisch so kaputt gemacht!

Ich schrieb vor ca. einem Jahr oder etwas mehr, einer ebenfalls guten Freundin etwas, was ich vorher nie so offen erzählte. Und zwar wurde ich in der Rigaer Str. 94 sehr sehr herzlich aufgenommen und hatte ein total cooles Zimmer! Aber ich konnte oft Nachts nicht schlafen und lenkte mich mit Putzen im Haus ab. Ach war das schön, denn ALLE ließen mich tun und machen, und sie waren ALLE sowas von lieb zu mir und standen mir uneingeschränkt zur Seite! Aber mir ging es von der ganzen Psyche nicht gut und mich haben Geschehnisse verfolgt. Ich war mit vielem so überfordert, dass ich oft an einen Punkt gewesen bin, wo ich überlegte mich aus dem Fenster zu stürzen. Das, was mich davon abgehalten hat, war, dass ich nicht wollte das diese Menschen durch meine Handlungen in Schwierigkeiten kommen! Versteht ihr? Anfangs konnte ich keine 50 Meter vom Haus weg und auf Wunsch war immer jemand an meiner Seite, so lieb waren alle! Eine schöne Zeit in der 94, die ich sehr vermisse!

Als mich gemeinsame Freunde in Hamburg vom Knast abholten, war das ebenfalls ein Ereignis, was ich nie in meinem Leben vergessen werde! Diese beiden Menschen drückten mich erst mal und zeigten mir, was sie alles für mich im Kofferraum haben. Mensch haben meine Augen gestrahlt, alles war voll mit Leckereien an Süßigkeiten und nichts haben sie ausgelassen oder vergessen! Wir fuhren in die Stadt und begaben uns in ein Kaufhaus. Eine gemeinsame Freundin wollte mit mir gemeinsam eine Jacke aussuchen und kaufen, da ich keine hatte. Aber es war so schlimm, die vielen Menschen und alles drum herum dass ich mitten drinn hätte weinen können! Meine lieben Begleiter, die bei mir waren, verstanden sofort und ohne weitere Erklärung, dass es mir nicht gut ging. Wir gingen in ein Restaurant und ich bekam eine Speisekarte in die Hand gedrückt und ich war sooooo überfordert, das ich nicht wusste, was ich aus dieser ewig langen Liste an feinen Leckereien denn aussuchen sollte! Als wir an einen stillen Ort fuhren, damit ich von dem ganzen Spektakel abschalten konnte, war mein sehnlichster Wunsch seit Jahren, ein Döner. Wir begaben uns also alle drei in eine Dönerbude und als ich diesen Döner mit einer wahnsinnigen Freude und Genuss verspeiste und wir bezahlten, konnte ich nicht anders, drückte den Besitzer und sagte Freude strahlend zu ihm, das dies der aller beste Döner sei! Ach hat sich der gefreut und gestrahlt über beide Backen. Hatte er doch keine Ahnung über meine ganze Reaktion seines Essens! Das war auch so ein super tolles Ereignis was bleibend und tief in meinen Erinnerungen ist!

Dann die erste Nacht in Freiheit, meine zwei Lieben bezogen ein Zimmer und ich ein anderes ganz alleine für mich. Aber diese Nacht war dann doch furchtbar und ich fühlte mich plötzlich nicht wohl und hatte das Gefühl einer Angst, was ich selber zu diesem Zeitpunkt nicht verstanden habe. So habe ich meine beiden lieben Begleiter am nächsten Tag darum gebeten, ob wir nicht gemeinsam ein Zimmer nehmen könnten, da es mir letzte Nacht nicht gut ging. Ach sie waren sowas von lieb und das schöne an allem, ich musste kaum etwas erklären!

Es sind Ereignisse nach der Haft gewesen, die ich niemals im Leben vergessen werde! Oder zum Beispiel als ich mein Zimmer in der 94 zum ersten mal sah! Oh das war schön, denn ein gemeinsamer Freund von uns hatte das Zimmer sowas von schön für mich hergerichtet und auf einen kleinen Tisch stand als Begrüßung leckere Schokolade, eine Flasche Bier und eine Schachtel Zigaretten. Das war so lieb und ich muss in den letzten Tagen ständig an diese schönen Ereignisse denken, und nur bei der Vorstellung kommen mir immer wieder die Tränen! Nie werde ich das alles vergessen und wie sich alle um mich kümmerten!

Auch als ich meine jetzige Frau kennen lernte! Ach was hat sie alles mit mir durchgemacht! Aber sie hat mit irre viel Verständnis und ganz viel Liebe auf mich eingewirkt! Sie ließ mich meine Kreativität ausleben und hat mir immer zugehört wenn ich erzählte! Oft saß ich nachts auf dem Bettenrand, konnte vor lauter Alpträumen nicht mehr schlafen, weinte leise oder hatte Angst. Sie wachte auf und wirkte sofort auf mich ein, das alles gut ist und so weiter. Die Gute könnte so viel von mir erzählen und was dieses Schweinesystem mit mir machte! Ich bin sehr froh, dass ich sie habe und es ist nicht leicht einen Menschen zu finden, der mit so viel Liebe und Verständnis auf jemanden einwirkt und mit einem gemeinsam alles durch steht!

[…]

Heute ist der 22 Tag meines HS und ich fühlte mich sehr schwach, da mein Kreislauf öfters zusammenbricht und ich dazu starke Schmerzen habe! Leider hat sich an meiner Lage immer noch nichts geändert und die Führungsspitze ist hier in Secondigliano ausgewechselt worden. Habe vor zwei Tagen erfahren, das eine Demo für mich gemacht wurde, und das machte mich sehr stolz! Nur leider wird kaum jemand davon Kenntnis genommen haben. Man muss die Menschen mit dem Vorschlaghammer treffen! Dann werden sie erst einem zuhören. […] Ich verspüre einen unglaublichen Hass, aber auch Traurigkeit über so viel Ignoranz.

Ich weiss einfach nicht mehr weiter! Ich liege den ganzen Tag auf dem Bett, habe nicht mit dem ich mich etwas ablenken kann, sondern vegetiere nur vor mich hin! In Poggioreale ist wieder etwas ganz schlimmes passiert und ein Gefangener ist tot. Nachzulesen in der Tageszeitung Il Mattino vom 18.02.2019. Darüber hier und jetzt zu schreiben würde den Rahmen sprengen und ich habe heute nicht die Kraft dafür. Mir geht es selbst immer schlechter und ich weiß ehrlich gesagt nicht wie lange das noch gut geht. Nicht umsonst schreibe ich dieses Art Tagebuch des HS!

Tag 23 und ich kann mich kaum richtig konzentrieren. Zudem pocht es in meinen Nieren. Sitze oder liege da wie ein Depp. Dennoch bewahre ich Haltung und bin weiterhin ruhig, höflich so wie man mich kennt, aber absolut zielstrebig und sehr wohl überzeugt von meinem Tun! Wenn nicht bald etwas passiert, dann überstehe ich das nicht! Meine Brust schmerzt und es ist, als wolle mein Herz heraus springen aus meinem Brustkorb.

Ich werde diese Zeilen so langsam zum Abschluss bringen. Zum Glück habe ich auch endlich ein „paar“ wenige Briefmarken und kann euch diese Zeilen schicken. Was ich aber unbedingt noch loswerden möchte ist, dass ich mich bei euch allen nochmals ganz herzlich bedanke für alles was ihr für mich/uns tut! Das alles ist für mich nicht selbstverständlich! Ich danke euch allen vielmals für ALLES! Bitte richtet auch allen anderen ganz liebe Grüße aus und ich bin in Gedanken bei euch!

[…]

Herzliche Grüße an alle!

Ich sende eine dicke Umarmung zu euch nach Österreich und ich hoffe das doch noch alles gut wird und ich vielleicht wieder bei euch sein kann!

Liebe Grüße

Euer Andi

 

(Quelle: ABC Wien)

20. Februar 2019

Andreas grüsst alle, die ihn kennen und unterstützen und bedankt sich sehr für die gelebte Solidarität. Leider hat Andreas vom Anwalt erfahren, dass er um die 1000 Euro, für eine_n vom Gericht zugelassenen Videoanalytiker_in braucht, um ihn zu entlasten. Der Anwalt betonte mehrmals, dass dies wichtig für Andreas sei. Wir freuen uns daher über jede noch so kleine (natürlich auch große) Spende. Auch Andreas Frau, welche im Kontakt mit dem Anwalt steht, bedankt sich schonmal für jede Spende und alle die sich solidarisch zeigen.

Empfänger: Krebs IBAN: DE 90 1005 0000 1067 1474 26 BIC: BELADE BEXXX Verwendungszweck: Spende/Andreas Krebs

19. Februar 2019

Beitrag von Radio Aktiv Berlin: Soli-Kundgebung für den hungerstreikenden Gefangenen Andreas Krebs vor der italienischen Botschaft in Berlin Am Montag, den 18. Februar demonstrierten knapp 30 Menschen ihre Solidarität mit dem Gefangenen Andreas Krebs, der seit dem 2. Februar 2019 in einem Knast in Napoli in Italien für seine dringnd benötigte medizinische Versorgung in den Hungerstreik getreten ist. Andreas ist sehr schwer krank und einiges deutet darauf hin, dass es auch deutsche Staatsschutzinteressen sein könnten, die die italienischen Behörden dazu bringt, den Gefangenen in einer lebensbedrohlichen Lage unversorgt zu lassen. Die Lebensgefährtin von Andreas berichtete vor der Botschaft, ebenso wie die Soligruppe der Gefangenengewerkschaft (GG/BO). Radio Aktiv Berlin berichtet in O-Tönen:

Schreibt Andres – Post ist eine Freude für Gefangene und zeigt den Knastbehörden, dass sie unter Beobachtung stehen. Somit ist jede Karte und jeder Brief zugleich ein Schutz für Gefangene.

Krebs Andreas

st. 13 Sez.6

Via Roma Verso Scampia 250

Mediterraneo

CAP 80144 (NA)

-ITALY-

 

14. Februar 2019

Solidaritätskundgebung für Andreas Krebs vor der Italienischen Botschaft

Andreas Krebs ist ein Langzeitgefangener welcher über 18 Jahre seines Lebens hinter Gittern verbracht hat. In dieser Zeit stellte er sich aktiv gegen Rassismus, Homophobie und Ausbeutung im Knast. Er beteiligte sich an einem Solidaritätshungerstreik für kämpfende Gefangene in Griechenland. Er unternahm zwei Ausbruchsversuche und macht in unzähligen veröffentlichten Briefen auf das Leid, welches das Knastsystem zum Vorschein bringt, aufmerksam.

Am 2. Februar ist er in den Hungerstreik getreten. Seid solidarisch und unterstützt seine Forderungen: Medizinische Versorgung und Besuch durch Familienangehörige!
Während bei ihm gerade beide Nieren ausbluten wird er 23 Stunden 40 Minuten jeden Tag auf 6m² eingesperrt. Die notwendige medizinische Behandlung wird ihm schon seit März 2018, als er noch in Deutschland gefangen gehalten wurde, verweigert. Im Moment ist Andreas nicht in der Lage sich ohne Gehhilfe von A nach B zu bewegen, hat Blut im Urin, Wasseransammlungen im ganzen Körper – er befindet sich in einer lebensbedrohlichen Situation. Die Gefängnisärtzin sagte ihm bei einer der wenigen Untersuchungen die statt fanden, dass er dringend in ein Krankenhaus müsse, doch auch das Gefängnis in Neapel verweigert dies.
Dazu kommt, dass Andreas aufgrund seiner politischen Betätigung Besuch im Gefängnis verwehrt wird und ihm das Geld, welches ihm gespendet wurde, vom Knast unterschlagen wird.

Das ist nur eines von vielen Beispielen wie Menschen in Knästen behandelt werden. Denn Knäste wurden nicht dazu errichtet die Gesellschaft zu ändern, sondern Menschen in schwierigen Lebenssituationen zu unterdrücken und zu bestrafen. Für uns und auch Andreas ist klar: wir wollen eine Gesellschaft ohne Knäste! Wir wollen eine Gesellschaft frei von Unterdrückung und Macht. Eine, in der ein solidarisches Miteinander gelebt wird. Deshalb wollen wir unsere Solidarität für alle Gefangenen und unsere Wut auf diese Knastgesellschaft in Form einer Kundgebung vor die italienische Botschaft tragen.

Kundgebung: Montag 18.Februar 16 Uhr Hiroshimastrasse 1-7

6. Februar 2019

Andreas Krebs im Hungerstreik

Solidarität!

 

Wie wir heute erfahren haben, befindet sich der kämpfende Gefangene, unser Freund Andreas Krebs, seit 2. Februar im Hungerstreik.

Laut der Diagnose der zuständigen Ärztin im Knast in Neapel, wo sich Andreas zur Zeit befindet, leidet Andreas an Nierenblutungen beider Nieren, das hat sie am 31. Jänner festgestellt. Das heißt, Andreas müsste dringend in ein Krankenhaus verlegt werden, um adäquat behandelt zu werden, das verweigert ihm jedoch die Knastleitung in Neapel! Seine Anträge diesbezüglich wurden abgelehnt, ebenso wurde vor kurzem seinem Schwager der Besuch verweigert. Begründet wird dieses Vorgehen damit, dass Andreas Teil der ‚Linken‘ sei.

Andreas hat sich aufgrund dieser unerträglichen Situation dazu entschlossen in den Hungerstreik zu treten.

Protestiert bei italienischen Konsulaten und Botschaften.

Wir fordern die sofortige medizinische Behandlung von Andreas und das Ende seiner U-Haft.

Das heißt: Er muss schnellstens aus dem Knast raus, wir haben große Angst um sein Leben. Sein aktueller Zustand ist lebensbedrohlich.

Zeigt Solidarität – in welcher Form auch immer.

Andreas freut sich sehr über Post. Aufgrund der Limitierung der Briefmarken kann er leider nicht jeden Brief beantworten, aber er richtet in jedem Brief an uns seinen Dank aus und solidarische Grüße an alle, die ihn in den letzten Monaten unterstützt haben.

Seine aktuelle Adresse:

Andreas Krebs
Sez. 1 Stz.1
Sez. Mediterraneo (CASA CIRCONDARIALE SECONDIGLIANO)
Via Roma Verso Scampia, 250,
Cap 80144 Napoli (NA),
Italy

ABC Wien, 6.2.2019

31. Dezmber 2018

[Italien] Infos zur aktuellen Situation von Andreas Krebs aus einem Knast in Neapel (Dezember 2018)

(Quelle:  ABC Wien)

Wir wollen hier ein paar Informationen über unseren Freund und Gefangenen Andreas Krebs weitergeben. Andreas ist zurzeit in Neapel (Italien) inhaftiert. Der Prozess gegen ihn läuft bereits seit Mai 2018. Andreas gesundheitlicher Zustand ist nach wie vor schlecht! Außerdem wurde Andreas vor kurzem der Paragraph 41 bis (verschärfte Isolation) von der italienischen Justiz aufgebrummt. Argumentiert haben das die Behörden mit Andreas „Zugehörigkeit zur linksextremen Szene“. Wir wollen an dieser Stelle noch auf einen Brief von Andreas verweisen, der in der letzten Ausgabe der Gefangenen Info Nr. 420 veröffentlicht wurde. Den Brief könnt ihr hier nachlesen!

Bevor wir Andreas selbst zu Wort kommen lassen, hier noch einige Informationen dazu, wer Andreas ist, für diejenigen denen sein Fall noch nicht bekannt ist. Andreas war jahrelang in den Fängen der deutschen Justiz und saß insgesamt über 16 Jahre im Knast. Er ist ein rebellischer Gefangener, baute hinter Gittern die Gefangenengewerkschaft mit auf, führte diverse Hungerstreiks gegen die Knastbedingungen und beteiligte sich auch an einem Solidaritätshungerstreik für die Gefangenen in Griechenland. Bis heute veröffentlicht er immer wieder knastfeindliche Texte, in denen er den Alltag in Gefangenschaft beschreibt. Eine Weile nach seiner Entlassung (Herbst 2014) lernte er seine jetzige Frau kennen. Beide entschieden sich einen ruhigen Lebensabend im Süden Italiens verbringen zu wollen. Ende Dezember 2016 kam es zu einer Auseinandersetzung mit seinem damaligen Arbeitgeber, wobei dieser 3 Tage später im Krankenhaus verstarb und anschließend eine Hetzjagd auf Andreas und seine Frau begann. Via Facebook bekam seine Frau Morddrohungen, während er im Gefängnis Santa Maria Capua Vetere von den Familienmitgliedern des Verstorbenen, die noch immer in dem Knast arbeiten, misshandelt und gefoltert wurde. Da das Überwachungsvideo Andreas‘ Aussage bestätigte, sich verteidigt haben zu müssen, kam er in den Hausarrest. Dort waren sie ständigen „Besuchen“ der Polizei und dem Hass aus Teilen der Bevölkerung ausgesetzt. „Mit einem Lynchmob war zu rechnen.“ (https://de.indymedia.org/node/13887 – Text der Rigaer 94) Sie mussten fliehen und kamen zurück nach Deutschland, wo er nicht mal ein halbes Jahr später aufgrund eines europäischen Haftbefehls aus Italien mit Hilfe des MEKs wieder festgenommen wurde.

Das war im September 2017. Bis Dezember 2017 war Andreas in der JVA Volkstedt inhaftiert, von wo aus er dann völlig unerwartet unter Beteiligung eines vermummten SEKs in die JVA Burg verlegt wurde. Andreas berichtete immer wieder in Briefen von den untragbaren Bedingungen in den Knästen Volkstädt und Burg. Im April 2018 wurde Andreas schließlich, wieder vollkommen überstürzt nach Berlin Moabit in Auslieferungshaft überstellt, um schließlich im Mai 2018 nach Italien ausgeliefert zu werden. Andreas befindet sich seitdem im Secondigliano, einem der wichtigsten Hochsicherheitsgefängnisse Neapels. Dort wird seit 30. Mai 2018 ein Prozess gegen ihn geführt. Andreas war vor der Auslieferung körperlich und psychisch sichtbar gezeichnet durch die Haft-Bedingungen in den Knästen Volkstedt, Burg und zuletzt in Berlin-Moabit. So wurde Andreas’ kritischer Gesundheitszustand systematisch ignoriert und verleumdet. Medikamente sowie klinische Untersuchungen und Operationen wurden ihm verweigert. Zusätzlich waren die Knast-Bedingungen bei Andreas verschärft, durch eine hohe Sicherheitsstufe und durch das polizeistaatliche Konstrukt der angeblichen Kontakte zu ehemaligen RAF-Mitgliedern. In Italien hat sich Andreas Gesundheitszustand keineswegs verbessert. Andreas hat in der letzten Zeit immer wieder von der gewalttätigen Realität im Secondigliano, der Willkür durch die Wärter und den allgemeinen Rassismus berichtet. Im November 2018 fanden einige Prozesstage statt an denen auch Andreas Frau vor Ort war. Im Gerichtssaal versuchten die Verwandten von Andreas ehemaligen Arbeitgeber auf seine Frau loszugehen.

Wir haben hier in Absprache mit Andreas einige Infos zu seiner Situation aus den Briefen der letzten Zeit zusammengefasst.

„[…] Teilweise ist das Anstaltsessen nur ungenießbar ohne Zusatznährwerte wie etwa Vitamine oder Ballaststoffe. Die Gefangenen können selber kochen mittels Lebensmittel durch die wöchentlichen Besucher, die Aufschnitt und vorgekochtes Fleisch vorbeibringen können, bis 20 Kilo im Monat. Gekocht wird mittels eines 130 Gr. Campingkochers, wobei man sich alles, auch Topf und Pfanne, selber kaufen muss. Mit einer Grundausstattung ist man locker bei 100€. Dann noch Espressomaschine und so weiter, summiert sich das total. Sogar ein Kamillentee kostet mit 25 Beutel (keine Marke) drei Euro. Alles darf man auch nicht von den Angehörigen bringen lassen. Schlimm an der Sache ist, dass alles an Geschirr aus Plastik ist und man sich selber kaufen muss. Es gibt kein Toilettenpapier, aber dafür ein Bidet. Das Waschbecken ist sehr klein und man muss seine Töpfe und Tupperboxen von den Angehörigen (heißes Wasser existiert) im Bidet, wo man vorher seinen Arsch gewaschen hat, dh seine Sachen ebenfalls darin abspülen. Ich glaube, man kann das noch so sauber schrubben, Bakterien bzw. Skorbut lässt dennoch grüßen! Vor drei Tagen war es dann soweit, dass ich kaum noch laufen konnte, nur noch mit Krücken und vor der Zelle ist ein Rollstuhl für längere Wege. Ich befinde mich auf eigenen Wunsch im Zugang mit einer Person meiner Wahl in einer Zwei-Mann-Zelle. Im Zugang ist 23 Stunden und 40 Minuten Einschluss, der Rest an 20 Minuten beschränkt sich auf maximal 20 Minuten duschen. In einer normalen Station ist man mit 4 – 5 Mann in einer Zelle und es ist von früh 8 Uhr bis Abends 20 Uhr offen. Aber das sind alles Nazis, und ich sah selbst, wie sie einen Afrikaner schlugen, ohne dass Beamte eingegriffen haben, sondern den Typen auf den Zugang alleine legten. Der hat niemanden was getan oder verraten. Jeder zweite hat eine Stichwaffe im Arsch und es wird täglich gedroht mit dem Leben! Strafen werden verteilt, was ich noch nie so erlebt habe. Jeder spielt sich auf und wirft mit dem Clan Camorra oder der Mafia aus Sizilien um sich. Zum Besuch gehen die Leute so aufgebrezelt, komplett mit Armani, als wären sie auf einer Modenschau oder was auch immer sie glauben zu sein. Außen hui und innen pfui! Aber die Leute (Gefangenen) sind wirklich schlimm, und es kommt auch vor, dass sie sich gegenseitig mit ihrer Stichwaffe verletzen. Linke wie ich dürfen sich am Besten nicht outen, auch die, und gerade die Ausländer, werden einfach nicht auf den Stationen gewollt. Dafür werde ich nicht mehr von den Beamten misshandelt. Nach der Veröffentlichung in Deutschland und durch die Anfrage der deutschen Staatsanwaltschaft ist man mega-höflich zu mir, bis auf den Anfang wo zwei Vorfälle in kürzester Zeit gewesen sind. Die Gesundheitsfürsorge ist unter aller Kanone! Im Behandlungsraum wird geraucht und nebenbei morgendliche Serien am TV angesehen. Man wird schnell mit Psychopharmaka abserviert.

[…] Er [Andreas‘ Zellenkollege] ist der einzige, mit dem ich mich hier abgebe, und der nicht wie alle anderen rechts ist und Vorurteile gegen Linke hat. Darum habe ich mich auch mit ihm zusammen getan, und wir sind auf dem zugangsüberwachten Bereich in einer 2 Mann Zelle. Wir haben uns das freiwillig angetan. Auf einer normalen Station sind wir behandelt worden wie Aussätzige, und uns wurde oft gedroht. Die einzigen, die uns relativ normal begegnen, sind die Afrikaner, weil sie mittlerweile mitbekommen haben, wie wir zu den anderen stehen, und dass auch wir bei so manchen Typen vorsichtig sein müssen. Es ist schon sehr gruselig zu wissen, dass die Neapolitaner mit Ausländern tun und lassen können, was sie wollen. Allerdings stehen wir unter ständiger Beobachtung der Beamten, die uns und besonders mich in Ruhe lassen. Bis auf zwei Vorfälle am Anfang ist Ruhe. Allerdings will ich über diese zwei Vorfälle ungern reden, weil sonst wieder alles hoch kommt. Zum Verfahren gibt es noch nichts zu sagen, außer, dass jeder etwas anderes sagt und gerade die scheiß Bullen so faule Schweine sind, dass ich hoffe, dass das mein Vorteil ist.

[…] Leider bekam ich vor kurzem den Paragrafen 41 dazu, weil ich in Deutschland zur linksextremen Szene gehöre, und ich kann noch nicht genau sagen was das für mich bedeutet. […] Ich drücke euch alle aus der Ferne und ihr fehlt mir alle!“

Andreas hatte im November einige Prozesstermine, die nächsten wären jetzt im Dezember gewesen, sind aber ausgefallen. Die kommenden Prozesstermine sind am 14.01.2019, 23.01.2019, 13.02.2019, 27.02.2019 und 13.03.2019.

 

Um für Andreas Geld zu spenden, überweist bitte an folgendes Konto:

Empfänger: Krebs

IBAN: DE 90 1005 0000 1067 1474 26

BIC: BELADE BEXXX

Verwendungszweck: Spende/Andreas Krebs

 

Um Andreas im Knast zu schreiben, verwendet folgende Anschrift:

Andreas Krebs
Sez. 1 Stz.1
Sez. Mediterraneo (CASA CIRCONDARIALE SECONDIGLIANO)
Via Roma Verso Scampia, 250,
Cap 80144 Napoli (NA),
Italy

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Wenn ihr mehr über dieses scheiss System und seine Knäste erfahren wollt schaut euch doch mal die Webseite von Anarchist Blackcross Wien an kann Mensch nur empfehlen.

Freiheit für die Gefangenen! Nieder mit allen Knästen!

Freiheit und Glück für Andreas Krebs!