22. Oktober 2017

 

Am 12. Oktober 2017 um 6.00 Uhr morgens startete der Tag wie jeder andere – morgendliches Wecken und Lebendkontrolle. Ich holte meine Morgenmedizin aus dem Dienstzimmer und ging anschließend duschen. Ich muss dazu sagen, dass von Montag bis Freitag von 6 bis 8 Uhr die Zellentüren geöffnet sind. Ich ging um kurz nach 7 Uhr kurz duschen und begab mich danach in meine Zelle. Plötzlich um ca. 7.12 Uhr kam eine Stationsbeamtin in meine Zelle und sagte, dass das LKA aus Berlin dann kommt und ich sollte mich gleich fertig machen.

Da ich wissen wollte, was die Berliner Bullen von mir möchten, da in mehreren Dingen gegen mich ermittelt wird, erklärte ich mich bereit anzuhören, was sie konkret von mir wollen. Unverzüglich ging ich auf der Station zu dem befindlichen Telefon und wollte sofort meine Frau anrufen um sie darüber zu informieren und das sie auch die Anwältin kontaktiert. Ich gebe meinen Pin ein und plötzlich höre ich die Ansage: Aus Sicherheitsgründen wurde mein Telefonkonto gesperrt.
Total mißtrauisch und nach vier weiteren Versuchen ging ich zum Dienstzimmer des Pflegepersonals und fragte, warum das so ist, was die Gründe für die Sperrung sind. Da wurde mir gesagt, dass das Telefon öfters Spinne und nicht immer richtig funktioniere. Ich also nochmals zum Telefon und wieder die gleiche Ansage. Ich ging in meine Zelle und grübelte darüber nach,was hier nicht stimmt.

Ein Gefangener kam zu mir in die Zelle, den ich fragte, der aber genauso überrascht gewesen ist. Da in meinem Kopf alle Alarmglocken angingen, gab ich dem Kumpel ein paar verbotene Dinge aus meiner Zelle zum verstecken, weil ich ja im Laufe des Tages meine Zelle verlassen muss und in die Veranstaltung zum LKA Termin gebracht werde, um zu hören, was sie wollen.

Ich traute der ganzen Situation nicht und befürchtete auch das meine Zelle durchsucht wird, wenn ich nicht da bin. Dieses Spiel kannte ich auch schon aus anderen Anstalten aus Bayern. Nur dass mit dem Telefon war mir neu, da es in ganz Bayern solche Möglichkeiten und Telefonanlagen für Gefangene nicht gibt.

Plötzlich kam schon wieder die Beamtin (es war kurz nach 7.30 Uhr) und meinte, ob ich fertig bin, da es los geht. Ich war wieder total überrascht und meinte, dass das doch nicht normal ist, dass nun 7.30 Uhr jemand von außerhalb in die Anstalt kommt, worauf sie meinte, dass sie keine Ahnung hätte.

Sie meinte nur, dass ich Anstaltskleidung anziehen müsste, was ich dann machte. Sie brachte mich also nach vorne in Richtung Torwache, wo ein Gebäude für Anwaltsbesuche und die Bekleidungskammer ist.

Dort steckte man mich in einen Warteraum, wo allerdings ein Beamter bei mir blieb. Total komisch, die ganze Situation, auch das ich im Warteraum zusätzlich bewacht werde! Fünf Minuten darauf kam ein weiterer Beamter und man ging mit mir in die Schleuse der Torwache, wo sehr viele Bullen in zivil, schwer bewaffnet und mit Schutzweste ausgerüstet standen.

Einer kam auf mich zu und meinte, dass ich zur Generalstaatsanwaltschaft nach Berlin gefahren werde. Ich fragte sofort nach meiner Anwältin, wo man meinte, dass diese darüber verständigt wird. Ich bemerkte, dass die komplette Torwache von der Polizei in zivil besetzt wurde und die Beamten der Anstalt in ihrem eigenen Bereich nicht das geringste zu melden hatten. Die Beamten waren sicherlich hilflos da gestanden und hatten selber keinerlei Ahnung, was da gerade passiert und die Gründe für das Aufgebot und die Besetzung der Torwache. Ich war total sprachlos und fühlte mich in dem Augenblick eingeschüchtert.

Die Bullen durchsuchten mich und brachten mich zu einem schwarzen Mercedes Bus mit getönten Scheiben. Man fesselte mich an den Beinen und dann zog man mir eine schusssichere Weste drüber, wo ein Polizist zu den dumm rein schauenden Beamten sagte: „Zur Sicherheit, nicht dass Herrn Krebs seine Freunde draußen stehen.“

Dann wurden meine Hände gefesselt, man setzte mich hinten ins Fahrzeug und sie fuhren aus der Schleuse, ohne ein weiteres Wort an die immer noch dumm schauenden Beamten zu sagen.

Ich bemerkte vor der Anstalt einen weiteren mit schwarzen Scheiben versehenen Bus, der uns in sehr großem Abstand folgte. Das sah ich, weil ich mich regelmäßig umblickte. Nach ca. 30 Minuten stellten sich drei Mann vor, die hinten bei mir saßen, und ich viel aus allen Wolken. Einer telefonierte, anscheinend mit einer höheren Person, was ich nur bruchstückhaft hörte: „Ja, wir haben ihn und sind unterwegs.“ Es waren das LKA Brandenburg, das LKA Berlin und das LKA Niedersachsen.

Ich fragte, ob man mich verarschen wollte und es kommen doch nicht drei Bundesländer an LKA-Beamten mit so einem Aufgebot zusammen nur um mich zum Staatsanwalt zu bringen. Einer lenkte ab und versuchte total hinterfotzig mich zu fragen, wie die Haft ist, und wurde langsam immer persönlicher. Ich sagte nur, dass alles läuft und ich möchte nicht weiter reden.

In Magdeburg fuhr man ein großes Polizeigebäude an, fuhr auf den Hinterhof, wo man mir meine abgenommenen Zigaretten und mein Feuerzeug aushändigte. Ich rauchte im Abstand von ca. drei Metern zu den Bullen eine Zigarette und als ich fertig war, lud man mich wieder ein und es ging weiter. Dabei merkte ich bevor ich eingeladen wurde, dass das Fahrzeug ein Potsdamerkennzeichen hatte. Wieder unterwegs sprach kaum jemand und die drei bei mir hinten blätterten nur in ihren Unterlagen.

Die Fahrt dauerte ewig und es war für mich sehr bedrückend und irgendwie total unreal. Sie musterten mich ständig oder legten ihre Mappen so hin oder hielten sie bewusst damit ich das ein oder andere sehen konnte und sie beobachteten mich und wie ich wohl reagiere. Ich habe mir nichts anmerken lassen und blickte nur aus dem Fenster und achtete auf die Strecke, die gefahren wurde. Ab und zu schloss ich die Augen und versuchte zu entspannen, da mir total übel gewesen ist und durch die schusssichere Weste schwitzte ich wie verrückt. Mir kam der Weg verdächtig lange vor und als ich nach drei Stunden Fahrt nach einem kurzen Schlaf wieder wach wurde, stellte ich anhand der Verkehrszeichen fest, dass wir in Brandenburg sind und nicht in Berlin. Da sagte der eine zu mir, dass sie mich belogen hätten und sie fahren ein Anwesen an, was sie mir zeigen möchten und ob ich dazu was sagen kann. Ich wollte sofort zurück zum Knast und der eine meinte nur, dass wir gleich da sind.

Ich war total durcheinander, weil mir so was auch noch nie passiert ist und ich auch nicht für möglich gehalten hatte zu was diese Arschlöcher fähig sind und mit welchen Methoden sie arbeiten. Sie fuhren an einem Anwesen langsam vorbei und sofort wurde auf ich eingeredet, ob ich darüber etwas sagen kann, wer da wohnt und und und …. Ich hatte nur gesagt, dass ich keine Ahnung hätte und noch nicht einmal diesen Ort kenne.

Dann rückte einer mit der Sprache raus und er sagte, dass sie wissen, dass ich vor Monaten Kontakt zu zwei der gesuchten Ex-RAF Leuten gehabt hätte und dabei wedelten sie mit Fotos von diesen Menschen vor mir rum. Ich erklärte, dass ich nur mit einer Anwältin rede.

Dann wurde einer direkter, dass wenn ich ihnen helfe, dass es dann zu keiner Auslieferung kommen würde, die ich mir nicht einmal erträumen könnte. Sogar mit einer Belohnung von 80 Tausend könnte ich rechnen. Ich sagte die ganze Zeit kein Wort und dann sagte der eine, dass er wieder zurück fahren könnte in die Haftanstalt. Die zwei Chefs unterhielten sich ständig und immer wieder dazwischen drin versuchten sie mit mir zu reden, einen auf guten Kumpel machen und ob sie mir was gutes tun können wie etwa Motorradzeitungen. Ich verneinte ALLES!

Dann sagte der Chef aus Niedersachsen, dass man es sicher arrangieren könnte, dass ich ein Handy in der Zelle habe und sie würden das schon mit der Anstalt abklären, so könne ich zu den Menschen besseren Kontakt herstellen. Dabei diskutierten sie welches für mich am Besten wäre. Und der Brandenburger LKA Chef meinte (er zeigte mir seine Uhr), dass eine Telefonuhr für mich gut wäre, aber ich dürfte das keinen Mitgefangenen erzählen. Ich dachte echt ich spinne, was sie mir da angeboten haben. Ich wollte schon sagen, dass ich das nicht brauche, weil ich ja offiziell telefonieren darf. Aber das habe ich mir gleich verkniffen, nicht dass sie auf die Idee kommen, dass sie das Abhören wollen.

Während der ganzen Fahrt zurück sagte ich kaum ein Wort und immer wieder unterbrachen sie ihre eigene Unterhaltung und redeten auf mich ein, immer wieder mit dem Vorschieben der Auslieferung. Kurz vor der Anstalt sagte der aus Berlin, dass ich es mir überlegen soll, dass ich niemanden davon erzählen darf, auch nicht meiner Anwältin, niemanden uns selbst die Anstalt weiß von NICHTS., sondern ihnen wurde so wie mir auch erzählt, dass ich zur Generalstaatsanwaltschaft wegen der Auslieferung nach Berlin gefahren werde. Dann steckte einer mir seine Adresse in die Hosentasche und wir fuhren in die Schleuse, wo man mir die Fuß- und Handfesseln ab machte und ich zog sofort die Weste aus. Ich bekam meine Zigaretten und mein Feuerzeug und ein Beamter brachte mich sofort zurück auf die Station in mein Haus, wo gerade Aufschluss gemacht wurde.

Der eine vom LKA wollte mir noch die Hand geben und verabschiedete sich. Ich sagte kein Wort und gab ihm auch nicht die Hand. Von den Beamten fragte mich niemand was das für eine Aktion bzw. Einsatz gewesen ist. Ich hörte in der Schleuse Sekunden bevor ich zurück gebracht wurde, wie der vom LKA Niedersachsen zum Beamten sagte, dass man das Telefon wieder frei schalten kann. Diese Wichser! Nun weiß ich warum das Telefon für mich am Morgen gesperrt gewesen ist. Ich hatte den ganzen Tag nichts zum Essen und nichts zum Trinken, und ich rauchte nur zwei Zigaretten. Zurück auf der Station rief ich gleich meine Frau an, erzählte ihr aber nichts von dem Überfall auf mich.

Aber am nächsten Tag fingen die ersten Probleme an. Ich unterhielt mich mit zwei Gefangenen mit denen ich mich hier abgebe (ich erzählte auch ihnen nichts) und Tags darauf kam gleich früh einer von den beiden und erzählte mir, dass die Beamten durch die Blume ihn auf etwas angesprochen haben, was sie NICHT wissen können und über das wir uns Tags zuvor unterhalten haben.

Solche Ereignisse sind nun bis heute vier mal vorgekommen, zwei mal als wir das testeten, ob wir vielleicht nur paranoid sind und uns einbilden, aber ich bin mir nun sicher, dass ich abgehört werde sobald ich mit einem anderen Gefangenen rede!

Die Beamten können gewisse Dinge gar nicht wissen, unmöglich und niemand sonst hat es mitbekommen. Also bleibt nur noch das ich abgehört werde. Die letzten Tage kommt plötzlich auch immer ein Gefangener vorbei, der mit mir gerbe einen auf guten Kumpel machen möchte und das durchschaute ich sofort.

Der wurde von den Beamten angesetzt. Ich sagte immer, wenn der Gefangene kam, ich hätte keine zeit, sondern muss dieses oder jenes machen. Heute kam er noch kein einziges mal. Ich brauchte einige Tage, um das alles zu verarbeiten und schreibe heute das erste mal mit dem, wie sie versuchten mich zu erpressen.

Ich bin fassungslos und schockiert, dass man versucht meine Ängste so auszunutzen. Als ich zurück kam von den Schweinen, habe ich wirklich überlegt, ob ich meinem Leben nicht doch am besten gleich ein Ende setzen soll. Und nachdem ich nun auch hier drinnen sehr auf der Hut sein muss, macht es das Leben für mich noch viel schwieriger, schon fast unerträglich! Durch die Veröffentlichung dieser Zeilen will ich allen klar machen zu was sie im Stande sind und welche Macht sie ausüben können, diese Schweine!

Seit meiner Inhaftierung war das LKA vor diesem Großeinsatz schon drei mal bei mir und versuchte mich zu bearbeiten. Diese verdammten asozialen Drecksschweine! Und man muss sich nun vorstellen, selbst ein Handy würden sie reinbringen, wofür andere über Wochen in den Arrest müssen, wenn man sie erwischt. Selbst die Anstalt tanzt nach denen ihrer Pfeiffe.

Ich muss die Tage so vorsichtig sein, mit und was ich rede. Denn sie versuchen um jeden Preis an Informationen zu kommen. Ich habe die Befürchtung und ernsthafte Sorge, dass wenn die Anwältin kommt, sie diese Unterhaltung genauso abhören. Damit muss ich rechnen und es wäre auch nicht das erste mal bei Gefangenen, dass solche staatlichen Praktiken angewendet werden. Ich erinnere nur an die damaligen Inhaftierten der RAF in Stammheim, wo die Gefangenen dann durch einen Test mit der Äußerung zu einer Geiselnahme, die Schweine überführten. Denn der Statt reagierte auf das abgehörte Gespräch zwischen den Verteidigern und Inhaftierten ohne zu wissen, dass dieses Gespräch nur ein Test gewesen ist. Jahre später räumte ein Untersuchungsausschuss diese Abhörmaßnahme auch ein.

Ich bekomme es auch auf andere Weise zu spüren, hier in der Haft. Und zwar werden alle Anträge von mir, wirklich ALLE, entweder nicht eröffnet, manche sind gar nicht mehr auffindbar, oder so wie ich es am Montag den 16.10. selbst gesehen habe: Ich sollte zu diesem verlogenen Arschloch an stellvertretenden Hausdienstleiter Herr Buchner. Arroganter Hund der Wunder was glaubt, was er ist. Ich musste zu ihm ins Büro, wo folgendes passiert ist: Er händigte mir endlich nach mehreren Einbehaltungen, die letzten zwei Ausgaben der Gefangen Info aus, die man vorher zensierte und er sagte, sollte er bei irgendeinem anderen Gefangenen diese Zeitung oder andere Schriften finden, hätte ich mit Konsequenzen zu rechnen.

Ich war so sprachlos, dass ich nichts darauf erwiderte. Plötzlich sah ich auf seinem Tisch zwei Anträge von mir, in denen ich beantragte, dass man mich nach Berlin verlege, da dort meine Verlobte und alle Freunde wohnen und so weiter. Diese Anträge sind zwei Monate alt und wurden noch nicht einmal bearbeitet! Die lagen einfach nur da und man ignorierte das einfach. Er hat nicht damit gerechnet, dass ich die Anträge entdeckte und wahrscheinlich hat er auch nicht daran gedacht, diese wegzuräumen. Ich sagte sofort zu ihm, dass ich nun meine Anwältin kontaktiere und sie sich mit ihm in Verbindung setzen wird.

Kein Wort sagte er dazu – nichts!

Das einzige, was er machte, war sich im Namen der Anstalt zu entschuldigen, weil ich zwei Wochen auf eine Aushändigung von einem großen Brief mit dem Inhalt eines Stiftes für Kalligraphien warten musste, weil dieser Buchner im Urlaub war.

So auch ein Einschreiben, ebenfalls mit einem Füller, den ich erst nach über einer Woche ebenfalls durch ihn ausgehändigt bekam.

Wie sie gerade Lust haben, so teilen sie Einschreiben und genehmigte Zusendungen aus.

Ich bitte, dass so mit Namen zu Veröffentlichen! Ich habe KEINE Angst! Ich werde mich NIEMALS hinter einer Anonymität verstecken, sondern ich stehe zu ALLEM was ich sage, dass ist mir ganz wichtig! Würde ich mich nur einmal verstecken, ich könnte NIE mehr in den Spiegel sehen und ich würde meine Ehre verlieren! Mit so was könnte ich nicht leben! Und jeder der mich kennt, der weiß, dass das mein Markenzeichen ist, dass es kein Verstecken gibt, egal welche Konsequenzen auch immer mich erwarten könnten!

Dieser dreckige Naziknast übertrifft alles! Drei Prozent Ausländeranteil und diese Gefangenen haben nur Angst. Denn die anderen Gefangenen machen hier ganz offiziell und auch auf den Gängen vor den Beamten ihre Hitlersprüche oder rechtsradikalen Begrüßungen. Die Beamten stehen nur lächelnd da uns sympathisieren mit den Gefangenen. Hier ist das Verhältnis zwischen den Rechten und den Beamten so innig, dass sie gemeinsam lachen, rauchen, sich auf die Schippe nehmen, als ob sie die besten Freunde wären.

Gestern Abend zum Beispiel spielte über mir ein Gefangener bei offenem Fenster mit seiner Gitarre rechte Lieder mit krassen Texten. Die anderen Gefangenen grölten und applaudierten.

Das hören auch die Beamten, da sie fünf Meter weiter ihr Rauchereck haben. Unabhängig aber davon ist es so laut, dass sie es gar nicht abstreiten können. Aber niemand unternimmt hier etwas dagegen. NIEMAND!

Und fast alle Gefangenen fahren dieses Schiene! Wenn man als Neuer hier rein kommt, sieht man sofort bei den Mitgefangenen (75 Prozent) ihre rechten Tätowierungen. Alles sichtbar, teilweise sogar am Hals, an den Armen und einigen sogar im Gesicht.

Sie tragen es offen zur Schau. Ich unterhielt mich mit einem lieben Menschen aus Syrien, der mir im gebrochenen Deutsch sagte, dass die Beamten gemein zu ihm waren und nicht helfen, keine Hilfestellung geben bei Sachen, die den Vollzug betreffen. Ein anderer wurde von den Beamten schon so dumm angemacht, obwohl er kein Wort deutsch verstand. Seit Wochen ohne Fernseher und nicht zu den Beamten geht. Wenn ein Deutscher kommt und kein Fernseher oder Radio hat, bekommt er spätestens einen Tag darauf alles, was er braucht. Tja, das ist der tiefe Osten und hier steht die Zeit still. Die wenigen ausländischen Mitgefangenen sind alleine und gehen auf die Beamten nicht zu, genauso wenig zu den Deutschen. 200 Gefangene sind hier und davon 180 rechter Gesinnung, was ganz offen zur Schau gestellt wird, ohne das jemand einschreitet!

Sollte mir hier innen nur einer zu nahe kommen, werde ich eine Lektion verpassen, die sie nicht vergessen werden. Vielleicht werde ich ja dann endlich verlegt.

Das ist also meine derzeitige Haftsituation. Und es gibt noch viel viel mehr, was es zu erzählen gäbe und was passiert ist.

Ich hoffe, dass diese Zeilen eine breite Öffentlichkeit erreichen und dass vielleicht Menschen auf die Barrikaden gehen um diese Zustände zu beenden.

Ich kämpfe Tag für Tag, ich stecke Erniedrigungen, Ausgeliefert sein und meine Angstzustände wegen einer eventuellen Auslieferung nach Italien und was mich dann WIEDER erwartet, weg.

Aber es ist schwer!

Ich möchte keine Angst mehr haben müssen.

Ich möchte so gern, dass mein Kopf wieder frei ist, ohne das Chaos darin.

Diese Schweine haben so viel in mir kaputt gemacht und mit jedem Tag ein Stück mehr von mir!

Andi, 22. Oktober 2017

 

aus: Anarchist Black Block Wien http://www.abc-wien.net/?p=4164

13. September 2017

Vor bald drei Jahren kam Andreas zu uns. Er war von seiner langjährigen Gefangenschaft geprägt und fand bei uns nicht nur Unterschlupf sondern auch Freunde. Wir haben Andreas‘ erste Schritte außerhalb der Knastmauern miterlebt. Von Freiheit wollen wir nicht reden. Wer einmal gesehen hat, wie langjährige Haft die Menschen zurichtet, eine tiefe Angst vor engen sozialen Bindungen erzeugt, gar eine Angst vor der so genannten Freiheit, dem wird der Begriff relativ. Zumal die Gesellschaft draußen alles dafür zu geben scheint, dem Wort Freiheit den Sinn zu rauben.

Es war schön zu sehen wie sich Andreas Stück für Stück die Freiheit wieder erkämpft hat. Er zog bald aus der Rigaer94 aus und nahm gemeinsam mit seiner jetzigen Lebensgefährtin das Leben wieder in die eigenen Hände. Bald zog es ihn nach Süd-Italien, dort wo Europa nicht existiert.

Als er die Mittel dafür zusammen hatte, machte er sein Versprechen wahr und kehrte der deutschen Gesellschaft, die wohl nie sein zu Hause war für immer den Rücken.

Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. Er kam zwar gut mit seiner Partnerin an und sie richteten sich in der Nähe einer Kleinstadt 50 Kilometer nördlich von Neapel häuslich ein. Doch ein Streit mit dem Besitzer einer Tankstelle, für den er gearbeitet hatte endete unglücklich.

Seine Gefährtin beschreibt den Vorfall als Notwehr mit Todesfolge. Die Überwachungsvideos der Tankstelle scheinen das zu bestätigen. Denn nach dem er festgenommen und eingekerkert wurde hat ein italienisches Untersuchungsgericht ihn entlassen und unter Hausarrest gestellt.

Die Zeit in Untersuchungshaft war bis zu dieser Gerichtsentscheidung die Hölle. Ein Teil der Familie des Verstorbenen hatte eine Hetzkampagne gegen Andreas und eine Gefährtin gestartet. In sozialen Netzwerken wurde Andreas als kaltblütiger Mörder dargestellt, der die Tankstelle ausrauben wollte. Bis in die lokalen Medien reichte die Forderung nach Blut-Rache. Seine Gefährtin erhielt Todesdrohungen und Andreas durchlebte eine Tortur, da im Knast einige Familienmitglieder des Verstorbenen als Schließer arbeiten. Er wurde täglich verprügelt und mit dem Tode bedroht.

Die Gerichtsentscheidung zum Hausarrest setzte dem ein vorläufiges Ende. Doch der Hausarrest war nur scheinbar eine Erleichterung. Zu permanenten unangekündigten – auch nächtlichen – Razzien der Polizei kam der Hass aus Teilen der Bevölkerung. Durch die Haftverschonung angestachelt mobilisierten die Feinde Andreas‘ zunehmend. Die Rede war von einem vollständigen Vertrauensverlust in die Justiz, die kriminelle Ausländer bevorzugen würde. Mit einem Lynchmob war zu rechnen. Mit der italienischen Polizei natürlich nicht.

So entschloss sich Andreas dazu, unterzutauchen. Auch seine Partnerin verließ Italien. Wir haben mit ihr gesprochen und die sozialen Medien verfolgt. Wir unterstützten die Auffassung von Andreas und seiner Partnerin, dass das Gerichtsverfahren in Italien unter starkem Druck deraufgehetzten Öffentlichkeit steht. Selbst wenn es in höheren Instanzen zu einer Wahrheitsfindung käme, so würde dies jahrelange Untersuchungshaft unter den beschriebenen Bedingungen bedeuten. Das würde nach Aussage von Andreas seinen Tod bedeuten, und sei es weil er des Lebens dann müde wäre.

Nun aber wurde Andreas Anfang August in Sachsen-Anhalt von einem MEK festgenommen. Zunächst kam er in Strafhaft wegen Fahrens ohne Führerschein. Der eigentliche Grund dafür, dass ein Zielfahndungskommando ihm aufspürte ist aber, dass Andreas nach Italien ausgeliefert werden soll. Vor wenigen Tagen erhielt er einen Gerichtsbeschluss, dass er in Abschiebehaft kommt. Ohne anwaltlichen Beistand wurde er bereits zu seiner Auslieferung „angehört“. Er verweigerte jedoch jegliche Kooperation und konnte so das Verfahren verzögern.

Wir gehen aber nach wie vor davon aus, dass Andreas ausgeliefert werden soll. Es steht auch im Raum, das er „nur“ zum Verfahren nach Italien gebracht wird und die Haftstrafe in Deutschland absitzen muss. Die von der italienischen Staatsanwaltschaft geforderte Strafe beträgt wohl 21 Jahre. Und nicht zu vergessen: Verfahren sind in Italien oft eine langjährige Angelegenheit ,insbesondere bei Berufung.

Da wir nicht wissen, was der deutsche Staat mit seinen rebellischen Gefangenen Andreas Krebs vor hat, ist es dringend nötig, Hilfe zu leisten. Eine Abschiebung wäre Andreas‘ Todesurteil. Macht seinen Fall öffentlich und baut Druck bei den Justizbehörden auf, dass sie ihn nicht abschieben.

Der Familie des Verstorbenen, die die Entwicklung verfolgt, sei versichert, dass der Tod von Massimo und die Tatsache, dass zwei Kinder ohne Vater aufwachsen müssen, Andreas und auch seiner Gefährtin tiefen Schmerz bereitet. Es wird Massimo nicht rächen, wenn ein weiterer Mensch zum Opfer dieser Auseinandersetzung wird. Die Justiz wird niemals Gerechtigkeit herstellen! Im Gegenteil: sie hat einen Teil von Andreas bereits auf dem Gewissen!

Freiheit und Glück für die Hinterbliebenen!

Freiheit und Glück für Andreas Krebs und seine Gefährtin, die mit Würde diese dunkle Zeit durchsteht!

Gegen alle Knäste und die Gesellschaft die sie benötigt!

aus: Anarchist black Block Wien http://www.abc-wien.net/?p=3956

31. Juli 2017

Offener Brief der Verlobten zur Verhaftung von Andreas Krebs am 31.07.17 und der aktuellen Situation

Der Anfang vom Ende:

Am 31.07.2017 sind mein Mann Andreas Krebs und ich von einem mobilen Einsatzkommando überfallen und verhaftet worden.
Es war am Nachmittag. Die Bank war auf einmal voller Menschen. So voller Menschen war es sonst nie in dem kleinen Ort. Im nach hinein ist es klar-alles Zivis. Nachdem wir bei der Bank Geld abgehoben haben und wieder in das Auto einsteigen wollten, sprangen bewaffnete Männer aus einem unauffälligen weißen Lieferwagen, schrien uns an und warfen uns zu Boden. Mein Arm war noch über eine Woche angeschwollen und blau von den Blutergüssen.

Auch mein Mann, um den es ging, er lag da, mit Knien im Nacken und aufgeplatzter Stirn auf dem Asphalt. Der Schock saß so tief, dass ich/wir noch vor Ort im Krankenwagen medizinisch versorgt werden mussten. Meinen Mann trennten sie von mir. Sie beschimpften, beleidigten uns, sie demütigten uns ununterbrochen.
Warum? Wegen Fahren ohne Führerschein- 8 Monate Haft, offener Haftbefehl, sagte die Polizei…
Das ist wohl ein schlechter Scherz- Wer veranlasst derart heftige Verhaftungsaktionen wegen Fahren ohne Führerschein? Nein, da muss noch mehr sein.

Seit Dezember 2016 sucht die italienische Justiz nach meinem Mann, da ihm dort ein Mord vorgeworfen wird, der keiner ist. Es war ein Streit, der eskalierte, eine Notwehr mit Todesfolge, leider! Es hätte auch meinen Mann treffen können. Er wehrte sich gegen den Angriff seines Arbeitgebers (der ihn schlecht oder gar nicht bezahlt hatte.) Das zeigen auch Aufnahmen einer Überwachungskamera, weshalb er nach 3 Wochen U-Haft in den Hausarrest überstellt wurde, doch die Familie des Verstorbenen und die Staatsanwaltschaft wollen das anders sehen. Sie brauchen einen Schuldigen, einen lebendigen Schuldigen. Sie wollten uns lynchen, sich  rächen an dem „Mörder“ und riefen in sozialen Netzwerken und der lokalen Presse zu Aktionen gegen uns auf. Wir mussten fliehen. Nun in deutscher Strafhaft, kam der Auslieferungsbeschluss des Kammergerichts Berlin.
Mein Mann ist des Mordes nicht schuldig. Es war ein Unfall, er hat den Tod des Mannes nicht gewollt. Ich kann nicht zulassen, dass sie meinen Mann nach Italien ausliefern, dort wurde er täglich von den Wärtern gefoltert, geschlagen und drangsaliert, denn einer von denen gehört zur Familie des Verstorbenen. Andreas würde die Zeit dort nicht überleben und ich werde nicht zusehen wie er in seinen Tod getrieben wird.
Zurzeit geht es uns sehr schlecht, aber wir kämpfen. Wir kämpfen gegen das Knast-System, das Menschen tötet, die Leben wollen, indem sie Liebende voneinander trennt und Inhaftierte weder medizinisch noch menschlich versorgen. Immer wieder bringen sich Menschen in den Gefängnissen um, weil sie denunziert, getriezt, gedemütigt, unterversorgt werden. Auch mein Mann spricht inzwischen von Selbsttötung! Das werde ich nicht zulassen!
Ich rufe alle Menschen mit Herz und Verstand dazu auf gegen diese Ungerechtigkeit, die sogar vom Gesetz toleriert wird, zu kämpfen, indem hingeschaut und sich zur Wehr gesetzt wird. Unterstützt uns, seid solidarisch.

09. Januar 2016

Homosexualität im Knast (Andreas Krebs)

 

In letzter Zeit wurde ich immer öfter gefragt, wie mit Homosexualität im Knast umgegangen wird, gerade im streng katholischen Bayern und ich möchte über ein paar Fälle erzählen, in der Hoffnung, dass auch solche Menschen Gehör finden und dass darüber berichtet wird.

Gerade im Langstrafen-Knast in Bayern ist ein Mensch mit der Neigung zur Homosexualität schweren Repressalien ausgesetzt, die soweit gehen, dass sie aus Schutz vor anderen Gefangenen in Isolationshaft verlegt werden.

So beobachtete ich in meiner langjährigen Haftzeit, dass immer wieder Menschen durch Mitgefangenen schweren Misshandlungen ausgesetzt sind.

Ich möchte daher nur ein Beispiel von vielen berichten.

Micha, der in der Justizvollzugsanstalt Amberg eine mehrjährige Haftstrafe wegen Betrug verbüßte, 55 Jahre alt war und dessen Neigung nur dadurch bekannt wurde, weil er in seinem Haftraum mehrere Fotografien und Poster von männlichen Models hängen hatte, was unter den Mitgefangenen sofort zu Misstrauen führte. Anfangs wurde er immer sehr nett behandelt. Er alberte mit den Gefangenen herum und war immer hilfsbereit. Da er Nichtraucher war, hatte er beim monatlichen Einkauf immer den ein oder anderen Euro übrig, machte kleine Geschenke an die engsten Freunde, ohne irgendeine Gegenleistung zu erwarten.

Natürlich kamen viele Gefangene und ließen sich das eine oder andere vom Einkauf mitbringen und nutzten die Gutmütigkeit auch oft aus.

Bis zu dem Tag, als ein Mitgefangener ihn fragte, was es mit den Fotografien auf sich hat und Micha offen erklärte das er homosexuell ist.

Ab diesem Tag fingen die Probleme an. Da Micha Hausarbeiter war, also verantwortlich für die Sauberkeit auf der Station und die tägliche Essensausgabe zu Mittag und Abend, kam er automatisch mit allen Gefangenen in Kontakt.

Er wurde vor den Bediensteten beleidigt, bespuckt und mit körperlicher Gewalt bedroht.

Die Beamten reagierten kaum und sahen zum größten Teil nur zu, wie Micha eingeschüchtert und mit Äußerungen wie “Du Schwuchtel” und “Arschficker” betitelt wurde.

Die Gefangenen weigerten sich, von ihm das Essen entgegen zu nehmen und schlugen Micha einfach mit der flachen Hand ins Gesicht und er wurde offen bespuckt.

Micha wurde Tage später in Isolationshaft genommen, getrennt von allen anderen Inhaftierten.

Dort verbrachte er seine restliche Haftzeit von noch über einem Jahr bis zur Endstrafe.

Ein anderer Fall war ebenfalls mit einen Homosexuellen, der täglich mit dem Wissen der Beamten geschlagen und misshandelt wurde.

So musste dieser Putzarbeiten in den Hafträumen der anderen Inhaftierten verrichten und durfte fast seinen ganzen monatlichen Einkauf abgeben.

Seine Blessuren im Gesicht und am Körper waren offen zu sehen.

Durch die ständigen Misshandlungen versuchte er sich bereits mehrfach das Leben zu nehmen und wurde von Tag zu Tag depressiver.

Während meiner Erzählungen gegenüber anderen Genossen wurde ich gefragt, warum sich die Gefangenen nicht an das Dienstpersonal wenden oder die Vorfälle ihren Angehörigen berichten.

Wenn die Anstaltsleitung und der jeweilige Stations-Beamte überhaupt gewillt ist zu helfen, stehen sie meist selbst machtlos den Misshandlungen gegenüber.

In der Regel ist es aber so, dass Bedienstete wegsehen und die Sache den Gefangenen überlassen.

Der Beamte möchte seine Schicht so ruhig, wie es nur geht, verbringen und sitzt meist nur in seinem Büro, liest Zeitung oder sitzt mit seinem Privat-PC am Schreibtisch.

Wenn ein betroffener Gefangener sich an die Anstaltsleitung wendet, die eigentlich verpflichtet ist, der Sache sofort nachzugehen und dies auch in der Regel tut, wird der Gefangene sofort in Schutzhaft genommen. Jedoch ist keine Schutzhaft und Isolierung hundertprozentig sicher.

Selbst eine Verlegung in eine Schwester-Anstalt schützt denjenigen nicht, da hier sofort Mitgefangene informiert werden und das Spiel von vorne los geht.

Viele Gefangene haben auch ein Schamgefühl, dies ihren Angehörigen, ob beim Besuch oder im Brief, zu berichten. Wohl auch deswegen, weil auch Vollzugsbeamte gegenüber anderen Gefangenen gerne aus dem Nähkästchen plaudern und Informationen an andere zukommen lassen.

Die Konsequenzen wären noch weit schlimmer, würde sich der Mensch anderen anvertrauen.

Ich lernte zum Beispiel einen lieben Menschen in Amberg auf meiner Station kennen, der homosexuell war und auch sonst von seiner Statur und seinem Auftreten keine Chance gehabt hätte, sich zu wehren.

Dieser Mensch wurde über die Zeit hinweg ein toller Weggefährte für mich und ich unterhielt mich offen vor allen anderen Gefangenen mit ihm.

Natürlich kamen der ein oder andere zu mir und sagten, was ich denn mit der Schwuchtel möchte und so manche mieden auch mich. Da ich jedoch einen gewissen Ruf hatte was Schlägereien betrifft und auch sonst wegen meinem Kampf gegen das System, hatte man sehr großen Respekt vor mir, so dass man meinen Weggefährten in Ruhe ließ.

Dieser Mensch hatte allerdings sehr große Angst, dass wenn ich nicht mehr da bin, aus welchen Gründen auch immer, er wieder das Opfer wird und wieder so behandelt wird, wie bevor wir uns kennenlernten. Er kam zum Beispiel zu mir in die Zelle, brachte täglich kleine Geschenke zu mir oder wollte immer mein Geschirr im Waschbecken abspülen, oder meine private Sportkleidung im Eimer waschen. Selbst meinen Haftraum wollte er wischen. Alles nur, weil er Angst hatte, dass ich ihn fallen lassen könnte.

Selbst Beamte sahen mich dumm an oder verdrehten die Augen, weil ich mich

mit „diesen“ abgegeben habe.

Dieser Gefangene ist auch nie in den täglichen Hofgang gegangen, immer aus Angst vor Beschimpfungen und so weiter.

Natürlich versuchte ich ihm jedes mal zu erklären, dass er sich keine Sorgen machen muss und doch bitte die ständigen Geschenke vom Einkauf und Putzarbeiten lassen soll.

Um ehrlich zu sein, ich wurde ihn schon nicht mehr los. Denn wann immer auf der Station Aufschluss war, war er ständig in meiner Nähe und ging auch nie von meiner Zellentüre weg.

Interessant war aber dann auch zu beobachten, dass wenn ich nicht in der Nähe war, Mitgefangene plötzlich zu ihm gingen und sich Dinge vom Einkauf ausliehen oder ihn bequatschten, dass er ihnen doch Tabak vom nächsten Einkauf mitbringen soll.

Da er Nichtraucher ist, hatte er natürlich den ein oder anderen Euro übrig und das nützten die Leute aus. Natürlich bekam er die verliehenen Sachen nie zurück und trotzdem verschenkte er weiter.

Ich versuchte immer, auf ihn einzureden, den Leuten nichts zu geben und das sie ihm nur ein schönes Gesicht machen, weil sie Schiss vor mir haben und weil sie ihn benutzen.

Einige Giftler ließen sich so auch ihre Drogen finanzieren, oder beglichen so ihre Schulden bei ihrem Dealer.

Aber sobald er doch einmal zu jemanden „Nein“ sagte, wurde er im gleichen Zug wieder aufs übelste beschimpft.

Als ich selbst dann wegen einem gefundenen Handy und Aussagen von Ratten bezüglich einer vermeintlich im Besitz befindlichen Stichwaffe verlegt und in Isolationshaft genommen wurde, ist der Kontakt abgebrochen und er wurde wieder so behandelt wie vorher, mit ständigen Schikanen und Beleidigungen.

Ich habe ihn dann nie wieder gesehen. Lediglich durch Berichte von anderen habe ich erfahren, was er wieder durchleben musste.

Mir ist es ein sehr großes Anliegen gerade über solche Menschen zu berichten, was sie ertragen müssen, alles nur weil sie sich zu dem anderen Geschlecht hingezogen fühlen. Und dass ich es als notwendig ansehe, dass auch schwule Menschen von draußen Solidarität und Anteilnahme erfahren sollten und dass sie nicht alleine sind. Sicher werde ich mir keine Freunde mit meinen Berichten bei anderen Gefangenen machen, aber das ist mir egal.

Homosexualität im Knast – ein brisantes und heikles Thema, das wir nicht einfach so abschreiben sollten. Und diese Menschen dürfen wir nicht vergessen.

Andreas Krebs

30. November 2014

Interview mit Andreas Krebs nach seiner Entlassung

 

Weil es uns und Andreas ein großes Bedürfnis ist, allen Interessierten über die letzten Ereignisse im Knast und die ersten Eindrücke von der neu gewonnenen Freiheit von Andreas Krebs zu berichten, hier ein kleines Interview mit ihm. Andreas Krebs ist nach 16 Jahren Knast nun etwa 4 Wochen draußen. Das Interview wurde 2 Wochen nach seiner Entlassung geführt.

 

Wie waren deine letzten Wochen im Knast?

Die letzten Wochen waren ein Alptraum. Sie haben mich noch in Aschaffenburg unter Verschluss genommen und ich hatte kaum eine Möglichkeit meine Sorgen und Ängste bezüglich meiner Entlassung mit meinen Leuten im Knast zu besprechen. Es ging soweit, dass ich mir selbst eine Dröhung besorgen musste, um die Situation auszuhalten und abzuschalten, sodass auch die Suizidgedanken aufhören.

Ich stand in einem großen Widerspruch, ich konnte mich nicht freuen auf draußen, sondern ich hatte große Angst vor dem unbekannten. Du lebst die ganze Zeit in einem Loch.

Zum Glück konnte ich trotz der Absonderung in meinerm Haftraum bleiben, denn dort hatte ich in den letzten Wochen ein geschmuggeltes Handy auf Zelle, mit dem ich mich selbst zumindest etwas auf meine Entlassung vorbereiten konnte.

 

Ist nicht der Knast dazu verpflichtet einen Gefangenen auf die Entlassung vorzubereiten?

Sicher, ich habe sogar bei Gericht einen Beschluss erwirkt, der den Knast dazu aufforderte mich auf meine Entlassung vorzubereiten und neu zu entscheiden. Das Gericht schloss in ihrem Beschluss selbst die Gefahr der Flucht aus. Quellen verrieten mir, dass der Knast 2 mal eine Sitzung diesbezüglich veranstaltet haben. 2 Stunden vor meinem Besuch mit Freunden haben sie mir dann eröffnet, dass ich verlegt werde. Also nix mit Entlassungsvorbereitung. Sie haben vermutlich genau gewusst, dass ich bei einem Ausgang wohl nicht wieder kehren würde (lach).

 

Wie sieht denn so eine Entlassungsvorbereitung eigentlich aus?

Es kommt auf die Haftzeit an. Es würde viele Sachen geben von Tragen dürfen der eigenen Kleidung, freies Telefonieren dürfen, bis hin zu begleiteten Freigang. Der Knast soll dich auf das Leben draußen vorbereiten, da spielt natürlich die Haftzeit eine Rolle und auch die Isolation. Null haben sie gemacht, ich konnte mich weder um neue Kleidung noch eine Wohnung kümmern. Sie zwingen dich das alles illegal zu machen und das haben ich dann auch gemacht. Ich bin dadurch ein Risiko eingegangen noch mehr Strafe zu bekommen, aber das war mir egal. Es ist so wichtig sich auszutauschen.

 

Du hast dich mit dem Handy also selbst auf deine Entlassung vorbereitet?

(lach) Ja, das Handy hatte ich, wohl wissend, dass ich die Beamten und Anstaltsleiter alle samt verarsche. So wie sie es mit mir und allen anderen Gefangenen machen. Ich habe dann viel mit meinen Leuten draußen telefoniert. Interviews gegeben, es gab auch eine Veranstaltung, wo ich dann aus dem Knast über die Soliwerkstatt und den Knast mit berichtet habe.

Ich habe sogar meine Schreibmaschinenbänder mit dem Handy von drinnen selbst bestellt.

 

Hast du das Handy mit raus genommen?

Ach nein, das wurde dem zuständigen Beamten wieder gegeben (lach)…

 

Du bist dann aus Bayern 2 Wochen vor deiner Entlassung nach Hamburg verlegt worden, wie war das für dich?

Allein außerhalb Bayerns waren die Eindrücke in den anderen Anstalten auf mich die reinste Reizüberflutung, da ja bekanntlich in bayrischen Haftanstalten ein anderes Lüftchen weht.

Dort gab es ganz andere Möglichkeiten, wie etwa Telefonieren, Privatkleidung, Essen und und und.

Jeder Haftraum war mit TV, Kühlschrank, Wasserkocher und so weiter ausgestattet.

In Hamburg angekommen hatte ich plötzlich den ganzen Tag Aufschluss und konnte mich viel freier bewegen, als ich es die ganzen Jahre zuvor gewohnt war. Jedoch war ich wirklich sprachlos über das Verhalten der meisten Mitgefangenen. So gestaltete sich der ein oder anderen Gefangene seine Freizeit gemeinsam mit Stationsbeamten: Sie spielten Tischtennis, oder sah ich auch des öfteren, wie sich Beamte zu Gefangenen auf ein Schwätzchen und eine Zigarette in die Zelle setzen. Mir fiel es schwer Freund und Feind zu unterscheiden. Die Hamburger können sich freuen, dass ich quasi nur zu Besuch war, sonst hätte ich den Laden auch noch aufgemischt.

Besonders hatte mich jedoch die erste Nacht beeindruckt und sehr mitgenommen:

So gab es dicke Matratzen, dicke und sehr weiche Kopfkissen und Decken. Als ich im Bett lag, kamen mir bei diesen weichen Gefühl die Tränen. Auch in Gedanken an die anderen in Bayern sitzenden Inhaftierten und Freunde.

Jetzt zwei Wochen nach meiner Haftentlassung geht es mir kaum anders und jedes mal wenn ich ins Bett gehe habe ich dieses Gefühl.

 

Wie war der Tag der Entlassung, was waren die ersten Eindrücke von draußen?

Am Tag meiner Entlassung konnte ich es immer noch nicht glauben, raus zu kommen.

Als ich vor dem Tor stand atmete ich durch und wurde da schon von zwei lieben Menschen Empfangen das für mich unglaublich Emotional war und ich hätte heulen können.

Ein absolut Geiles Gefühl, das ich kaum richtig beschreiben kann.

Jedoch ist zu erwähnen, dass mein Perso, der in der JVA Amberg von Amtswegen neu angefertigt wurde, nicht auffindbar war. Man hat mich also ohne Ausweispapiere aus der Haft entlassen.

Lediglich der Entlassungsschein wurde mir ausgehändigt mit dem Vermerk diesen 6 Wochen aufzuheben, da ich erst in dieser Zeit aus dem Polizeicomputer mit dem Vermerk Haft ausgetragen werde.

Eigentlich war ich der Annahme das mich die Bullen verfolgen und observieren, wegen meiner Kontakte und den jahrelangen Kampf gegen das Schweinesystem (schön dieses Schweinepack nicht angetroffen zu haben :-). So wurden Besuche in der JVA ganz genau kontrolliert und meine Post separat von jemanden aus der Sicherungstruppe zensiert.

Vieles an Post, ob ein- oder ausgehende, wurde als sogenannte Beweismittel zur Gefangenenhabe genommen. Erst bei der Entlassung wurde mir das wirkliche Ausmaß an beschlagnahmten Sachen bewußt, da ich vieles erst dann ausgehändigt bekam. Jedoch sind auch viele Postsendungen spurlos verschwunden.

 

Was hast du dann als erstes gemacht?

Wir sind in die Stadt rein, haben was gegessen. Aber allein die Menükarte überforderte mich. 6 kleine Seiten mit einer Auswahl an Essen, waren schon zu viel. Ich wusste überhaupt nicht was ich bestellen sollte, keine Ahnung…… Dann mussten wir Kleidung kaufen, Schuhe kaufen, ich hatte ja gar nichts, nur das was ich anhatte, aber ich war in dem Kaufhaus so überfordert ich wollte schnell wieder raus, die Leute, ich habe die Schuhe nicht mal anprobiert.

Meine Augen haben richtig gebrannt, die Autos waren so schnell. Im Knast steht das Leben eben still.

 

Hast du es dir so vorgestellt?

Ich konnte mir nach so vielen Jahren eingesperrt sein, draußen nicht vorstellen, auch wenn Freunde am Telefon versucht haben es mir zu erklären.

Nach jedem Ausflug brauche ich eine längere Erholungsphase und muss dann die ganzen Eindrücke verarbeiten, auch jetzt noch.

Die ganze Auswahl in den Kaufhäusern, Supermärkten und so weiter überfordern mich noch immer, 17 Tage nach der Entlassung.

 

Was fällt dir besonders schwer?

Ich kann nur selten allein auf die Straße, Menschenansammlungen und so weiter gehen mir immer noch sehr nahe. Oft habe ich Sprachaussetzer, bin plötzlich völlig abwesend und hin und wieder aggressiv und launisch. Das alles, bedingt durch die Einzelhaft und ständigen Repressalien haben durchaus ihre Schäden hinterlassen. In den ersten Tage bin ich abgestürzt und wollte den Frust raus lassen, zum Glück ist nichts passiert, aber die Aggressionen sind da und es ist ein enormer Druck.

Auch die Alpträume sind geblieben und ich komme auf ganze vier Stunden Schlaf am Tag.

Das einzige was mich doch etwas zur Ruhe kommen lässt, ist mein abendlicher Joint vorm zu Bett gehen. Ja ihr abgefuckten Anstaltsleiter, ich lebe !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Ich muss vieles neu lernen, auch mit Menschen umzugehen und so weiter. Ich bin sehr froh, Freunde und Leute um mich zu haben, die mir mit absolutem Verständnis begegnen und mir die Zeit geben mich etwas zu erholen. Solche Freunde, die für mich etwas wie Familie geworden sind, ist das Wertvollste was man sich wünschen kann.

 

Wie ist deine Situation jetzt? Du hast dir im Knast nichts gefallen lassen, kannst du schon abschätzen an welchen stellen du draußen anecken wirst?

Da ich mich also nicht unter Führungsaufsicht durch den Staat stellen lasse (egal mit welchen Konsequenzen man mir droht), habe ich mich vom ersten Tag an entschlossen in die Illegalität zu gehen und von dort meinen Kampf gegen dieses System weiter zu führen.

Ich fühle mich trotz der Vorsicht sehr wohl und möchte behaupten, jetzt bin ich frei !!!!!!!!

Meine Gedanken sind bei meinen Leuten drinnen. Ich stehe in Kontakt mit ihnen und arbeite daran, dass unser Austausch weiterhin bestehen bleibt.

Niemals lasse ich mich überwachen oder in irgend einer Form durch dieses Schweinesystem kontrollieren. Und der Staat kann sich sicher sein, ich mache es ihnen nicht einfach

aus: http://www.abc-wien.net/?p=1678

16 Oktober 2014

Andreas Krebs wurde kurz vor seiner Entlassung nach Hamburg verlegt!

 

Seine letzten Tage in Gefangenschaft wird Andreas nun also in Hamburg absitzen. Unterstützt Ihn in diesen schweren letzten Tagen und heisst Ihn in der „Freiheit“ willkommen wenn es soweit ist…

Seine neue Adresse lautet:

Andreas Krebs
Justizvollzugsanstalt Billwerder
Dweerlandweg 100
22113 Hamburg

14 Oktober 2014

Ihre Knäste werden uns nicht aufhalten! Solidarität mit dem rebellischen Gefangenen Andreas Krebs!

 

Sie wollen, dass wir ein Leben in dieser Misere leben, in dem wir uns mit dem zufriedengeben was wir haben oder bekommen können. In dem wir glauben selbst schuld an unserer Situation zu sein. Aber wer wirklich die Zukunft in die eigenen Hände nimmt wird schnell zu spühren bekommen, dass die Herrschaft es nie hinnehmen wird, wenn sich die Verhältnisse von Grund auf ändern. 16 Jahre hinter Gittern, 16 Jahre jeglicher Selbstbestimmung beraubt.
Andreas Krebs hat auch nach dieser langen Zeit nicht seine Wut und Ablehnung gegenüber den Autoritären verloren. Er kämpft würdevoll trotz seiner Situation als  Geisel des Staates. Andreas ist ein Beispiel dafür, dass die Abrichtung und Erniedrigung bei denen die ihre Rolle nicht spielen wollen und die die Regeln dieses Systems nicht anerkennen, nicht die gewollte Wirkung zeigen.

Aktuell wird Andreas wieder einmal isoliert. Der Staat will ihm die letzten Wochen im Knast so schwer wie möglich machen und zeigen, dass er am längeren Hebel sitzt. Doch die Schließer- _innen und andere Menschenwärter_innen machen einen gewaltigen Denkfehler: Das was für uns eine bewusste Entscheidung für ein Leben im Kampf für die Freiheit ist, wird uns bestimmt viel Energie kosten und wohl auch mal Zeit im Knast bedeuten. Doch sie haben in ihren beschränkten, von Zwängen bestimmten Leben jetzt schon lebenslänglich!

So wie wir draußen Solidarität mit anderen Rebellen_innen zeigen und versuchen Repression gemeinsam entgegenzutreten, müssen wir auch mit denen hinter Gittern kämpfen.
Auf dass wir Andi bald an unserer Seite auf der Straße hinter den Barrikaden haben!

Solidarität mit den rebellischen Gefangenen! Freiheit für Alle!

1. Oktober 2014

Andreas Krebs in Isolation

 

Seit dem 30.9. wird Andreas von allem „abgesondert“, weil er sich „respektlos“ gegenüber einem Beamten benommen hat. Kein Auf- oder Umschluss, kein Fernseher, keine Kontakte zu anderen Gefangenen, weil Andreas nach dem Duschen auf die Frage eines Beamten woher er denn kommen würde, angepisst reagiert habe: Er sei bei Aldi gewesen und es habe geregnet. Daraufhin hat der Beamte ein Disziplinarverfahren gegen ihn eingeleitet. Ein zweites Diszi hat er direkt danach bekommen, weil er einem Beamten die Wurst vor die Füße pfefferte, die er mehrere Tage hintereinander fressen sollte. Über das Essen der Aschaffenburger JVA hat Andreas sich schon des Öfteren sowohl schriftlich als auch mit Hungerstreiks gewehrt und beschwert, doch Veränderungen diesbezüglich waren, wenn überhaupt, nur von kurzer Dauer.

Nach einem Beschluss des Gerichts auf eine Beschwerde von Andreas hin, ist die JVA Aschaffenburg verpflichtet worden eine ausreichende Entlassungsvorbereitung zu gewährleisten. Doch die Anstaltsleitung entledigt sich einfach der Verantwortung, indem sie Andreas 4 Wochen vor seiner Entlassung in einen anderen Knast verlegen lässt. D. h. 1 Woche Absonderung, 1 Woche Transport und in den 2 Wochen in der anderen JVA wird er schon nichts mehr anstellen können, vor allem wenn auch sie die Absonderung aufrecht erhält. Es ist ganz klar, entweder er hält die Zeit über die Füße still und er hat es geschafft oder er tickt in der Absonderung noch einmal komplett aus und sie können ihn „sicherheitshalber“ noch länger verwahren. Denn klar ist so kurz vor der Entlassung nach vielen Jahren des Eingesperrtseins, dass Andreas alles andere als entspannt in seine Zukunft blickt. Viele Entwicklungen der letzten Jahre hat er nicht mitbekommen und auch hat er kaum noch eine Vorstellung vom Leben draußen, da er seit Jahren in die Realität Knast gepresst wurde.

Niemals werden wir Respekt vor euch möchte-gern Autoritäten haben!

Solidarität mir Andreas!

Für uns ist die ganze Zeit, in der wir Andreas unterstützen nur eines noch viel klarer geworden: Diese Gesellschaft der Knäste gehört zerstört. Auf dass wir eines Tages auf deren Trümmern tanzen!

31. August 2014

Deutschland/Schweiz: Bericht über den Solidaritätshungerstreiks für die kämpfenden Gefangenen in Griechenland (18-20.7.14)

Es beteiligten sich insgesamt 7 Gefangene (es waren jedoch noch mehr als die hier namentlich benannten Gefangenen): Ahmet Düzgün Yüksel, Andreas Krebs, Oliver Rast, R., Sadi Özpolat, Thomas Meyer-Falk sowie Marco Camenisch aus der Schweiz.

Ahmet Düzgün Yüksel
Wegen seiner anwaltlichen Tätigkeit in der Türkei für politische Gefangenen musste er das Land verlassen und wurde 2007 in der BRD wegen §129b verhaftet. Er war in Stuttgart-Stammheim im Knast und wurde dort auch in dem dortigen Prozessbunker verurteilt. Nach seiner Haftstrafe war er der Residenzpflicht unterworfen, d.h. er durfte sich nur in einem bestimmten Bezirk aufhalten. Er entzog sich dem und wurde in Griechenland verhaftet und wurde im Mai dieses Jahres in die BRD ausgeliefert. Zum Streik schrieb er: „Meinen Solistreik konnte ich ohne Probleme durchführen.“

Ahmet Düzgün Yüksel
JVA Düsseldorf, Oberhausener Straße 30, 40472 Ratingen, Deutschland

Andreas Krebs
Er ist Anfang 40 und insgesamt seit über 16 Jahre inhaftiert. Er ist ein rebellischer Gefangener und beteiligte sich an diversen Hungerstreiks und versuchte auch 2-mal zu flüchten. Er hat es im Knast Aschaffenburg erreicht, dass sich über 30 Inhaftierte mit dem Solidaritätsstreik solidarisierten.„Aber ich bin stolz, wenn es auch nicht viele waren, oder vielleicht der eine oder andere sich durch das System hat beeinflussen lassen, dass sich so viele trotz der krassen Umstände für einen gemeinsamen solidarischen Hungerstreik bereit erklärt haben. Es zeigt, wenn wir wirklich wollen, dann können wir auch gemeinsam etwas auf die Beine stellen. Ich bin derzeit über eine weite Aktion am überlegen und ich würde mich sehr freuen, wenn man auch weiterhin mit einer Anzahl an Inhaftierten rechnen kann. Zu den griechischen Inhaftierten möchte ich sagen, dass auch wenn uns die Grenzen trennen, wir trotzdem im Geiste bei ihnen sind und sie auf uns zählen können. Ihr seid nicht allein, so wie auch alle anderen auf der ganzen Welt.“

Andreas Krebs
JVA Aschaffenburg, Postfach 10 01 41, 63701 Aschaffenburg, Deutschland

Oliver Rast
Olli ist ein §129-Gefangener aus dem mg-Verfahren. Er hat sich auch an dem Hungerstreik in Solidarität mit den kämpfenden Inhaftierten in Griechenland beteiligt: „Die (vorläufige) Aussetzung des Hungerstreiks ist keinesfalls ein Ende des Knastkampfes. Die Gefangenen haben in ihrer Abbruch-Erklärung versichert, dass sie zu ‚dynamischeren Aktionsformen‘ übergehen werden, wenn die Repression im Zusammenhang mit der Etablierung der C-Typ-Trakte zunehmen sollte. Wir können die rebellischen und politischen Gefangenen sowie die solidarischen AktivistInnen vor den Knasttoren nur darin bestärken, die Vielfalt von Aktionsformen gegen die drohende Isolationsfolter nach dem Vorbild westeuropäischer Iso-Knäste aufrechtzuerhalten. … Ich sehe in dem Zusammenwirken von rebellischen und politischen Gefangenen eine konkrete Perspektive des Knastkampfes. An zwei Strängen können wir ziehen: zum einen können wir in den Knästen mit der Gründung einer Gefangenen-Gewerkschaft eine Massenbasis schaffen, die sich auf (ökonomische) Tagesforderungen konzentriert, die die Inhaftierten in ihrer Gesamtheit betreffen. Zum anderen können wir als politische, revolutionäre, proletarische und freie Gefangene über eine Organisierung im Rahmen der Roten Hilfe Internationale (RHI) eine Stärkung der internationalen Solidarität unter inhaftierten AktivistInnen verschiedener Organisationen und Befreiungsbewegungen bewirken. Nutzen wir unsere Möglichkeiten der Koordination… Solidarität mit den kämpfenden Gefangenen und gefangenen GenossInnen in Griechenland!“

Oliver Rast
JVA Tegel, Seidelstraße 39, 13507 Berlin, Deutschland

R.
Er ist in einer forensischen Psychiatrie eingesperrt und hat trotz genereller starker körperlicher Beschwerden das Essen verweigert. Er schreibt dazu in einer solidarischen Grußbotschaft an gefangene AnarchistInnen aus Griechenland: „Der Kampf gegen die Tyrannei im Knast, geht über die Meere und Grenzen und Länder hinaus … Ich verweigere auch bis zum 21.07.2014 die Nahrung und sehe das als mein Beitrag zum Kampf der revolutionären und widerständigen Gefangenen in den Knästen in Griechenland. Habt Mut zu kämpfen – Habt Mut zu siegen – Vive l’anarchie!“

Sadi Özpolat
In einem §129b-Prozess vor dem OLG Düsseldorf wurde Sadi Özpolat Anfang 2012 zu 6 Jahren Haft verurteilt. In der Türkei war Sadi insgesamt 17 Jahre im Knast. Er nahm am Todesfasten 1996 teil und war Anfang des Jahrhunderts Sprecher der hungerstreikenden Gefangenen. In einen bald 7 Jahre andauernden Kampf, der sich gegen die Einführung der Isolationsfolter „Made in Stammheim“ richtete, starben über 122 Menschen. Sadi wurde am 19. Mai 2010 im französischen Colmar aufgrund eines Festnahmeersuchens der Bundesanwaltschaft festgenommen und im Juli 2010 nach Deutschland ausgewiesen und in den Knast gesteckt. Er trat mehrere Male in der BRD in den Hungerstreik, um bessere Bedingungen zu erkämpfen.Er teilte vor kurzem mit: „Heute ist mein 3.Tag des Solidaritätshungerstreiks gegen das neue griechische Gefängnissystem ‚Typ C‘. Es ist meine kleine solidarische Geste an die griechischen Gefangenen. Mit meinen revolutionären Grüßen…“

Sadi Özpolat
JVA Bochum, Krümmede 3, 44791 Bochum, Deutschland

Thomas Meyer-Falk
Thomas ist ein anarchistischer Red-Skin.„Ich selbst saß 11 Jahre in Isolationshaft (1996-2007) und zur Zeit in ‚Sicherungsverwahrung‘, einer Haftmaßnahme die auf einem Gesetz der Nationalsozialisten vom 24.11.1933 basiert.“Er schrieb weiter in seiner Solidaritätsadresse:„Um so schlägt mein Herz für die kämpfenden Genossinnen und Genossen in Griechenland. Es gilt jetzt aufzustehen und auszuharren – nicht nur gegen die neofaschistischen Regierungspläne innerhalb der Knäste, sondern auch die darüber hinaus reichenden Vorhaben zur Unterdrückung derer die sich gegen die erpresserische Politik aus der EU wehren. Für eine Gesellschaft ohne Knäste!“

Thomas Meyer-Falk
JVA Freiburg (Sicherungsverwahrungs-Abteilung)
Hermann-Herder-Straße 8, 79104 Freiburg, Deutschland

Marco Camenisch
Marco, seit über 20 Jahren im Knast, nahm auch am Solidaritätshungerstreik teil:„Gegen das in diesen Tagen vom faschistischen EU-Muster-Staat Griechenland angenommene repressive Gesetzespaket, das auch die Einrichtung von Hochsicherheitsgefängnissen und weitere Verschärfungen vor allem gegen die kämpferischen Gefangenen vorsieht, nehme ich an der im deutschen Knast vom 18. – 20.07.’14 angesetzten Soli-Initiative mit den in Griechenland massenweise drinnen und draussen dagegen kämpfenden Menschen teil. Damit begrüsse ich auch einmal mehr alle gegen Knast, Folter, Isolation, Repression, Faschismus, Staat, Kapital, imperialistischen Krieg u. Ausbeutung von Mensch u. allen anderen Tieren und Natur kämpfenden Menschen überall! Solidarität ist unsere Waffe! Schärfen wir sie im gemeinsamen internationalistischen Kampf der freiheitlichen revolutionären Tendenzen und Menschen gegen Repression und Ausbeutung!“

Marco Camenisch
Strafanstalt Bostadel, Postfach 38, 6313 Menzingen, Schweiz

Repression: Nach neuesten Informationen konnten die Weggesperrten ungehindert ihre Solidaritätsaktion absolvieren bis auf eine Ausnahme. Andreas Krebs teilte uns dazu mit:

„Am 14. Juli ist der Gefangene Alexey Puchkov in einer Nacht- und Nebelaktion direkt aus dem Arrest in Landshut von der örtlichen Sicherungstruppe gezerrt und durch diese noch im gleichen Augenblick in die JustizvoIIzugsanstaIt Nürnberg, Mannertstraße 6 in 90429 Nürnberg verbracht wurde. Dort wird er derzeit in Absonderung, also Isolationshaft, gehalten. Alexey begab sich Anfang voriger Woche erneut wegen der ständig anhaltenden Schikanen und Repressalien des obigen Stellvertreters der JVA in den Hunger- und Durststreik, wo er innerhalb von vier Tagen 7 kg abgenommen hat. Ihm wird weiter vorgehalten, die anderen russischen Mitgefangenen aufgewiegelt zu haben, wie mit der Unterschriftensammlung und dem Aufruf zum gemeinsamen HS für die griechischen Gefangenen. Noch während er in den HS ging, schlossen sich aIIe russischen u. a. Inhaftierten aus Solidarität seinem HS an. Daher also auch die plötzliche Verlegung in eine andere Haftanstalt mit Absonderung.“

Draußen: In Hamburg und Zürich wurden Transparentaktionen gemacht und wie auf Indymedia zu lesen war, gab es einen Angriff mit einer Feuerwerk-Ladung gegen Coca Cola Hellenic in Zug. In Deutschland, tauchte ein Plakat in Solidarität mit den aktuellen (Gefangenen-)Kämpfen gegen die Knastgesellschaft auf.

8. Juli 2014

Aufruf zu Solidaritätstagen vom 18.-20. Juli 2014 mit den kämpfenden Inhaftierten in Griechenland aus deutschen Knästen

 

In Griechenland wehrten sich vom 23.6. bis 01.07.14 tausende Gefangene mit einem (Massen-) Hungerstreik gegen ein Gesetz zur Einrichtung von speziellen Hochsicherheits-gefängnissen.
An dem Protest nahmen über 4000 der etwa 12000 in griechischen Knästen Eingesperrten teil.

In dem Gesetz, das dem Parlament derzeit zur Abstimmung vorliegt, ist die Einrichtung von speziellen Trakten in den Gefängnissen vorgesehen. Für die in diesen »Typ-C-Gefängnissen« Inhaftierten sollen fast alle in den »normalen« Haftanstalten geltenden Rechte außer Kraft gesetzt werden. Diese Knäste haben Ähnlichkeit mit den F-Typen in der Türkei oder den Hochsicherheitstrakten  in der Deutschland.

Aus diesem Grund schrieb der rebellische Gefangene Andreas Krebs aus der JVA Aschaffenburg :

„Meine Solidarität und Anteilnahme gilt allen griechischen Inhaftierten und daher rufe ich alle in Deutschland zu einen gemeinsamen Protest auf, vielleicht in Form eines mehrtägigen Hungerstreiks und Unterschriftensammlung“.

Jetzt gibt jetzt einen Terminvorschlag, den auch Oliver Rast aus der JVA Tegel in Berlin unterstützt:

Vom 18.-20 Juli

Es wäre schön, wenn Du dich daran solidarisch beteiligst.